Netz und Medien

Im Spagat: Aufgaben und Ziele moderner Filmförderung

<p>Eine Veranstaltung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Bayerischen Landtag in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Regie e.V.“</p>

27. Juni 2016

Filmförderung bewegt sich fast immer zwischen divergenten Aufgabenfeldern: zwischen Kultur- und Wirtschaftsförderung, zwischen individueller Kunstförderung und Infrastrukturentwicklung, zwischen nationaler Kultur- und regionaler Standortförderung, zwischen genuiner Film- und übergreifender Medienförderung. Kleinere, künstlerisch innovative Projekte, deren ökonomische Erfolgsaussichten oft überschaubar sind, stehen den Sequels von Blockbuster-Filmen gegenüber, die vor allem den heimischen Marktanteil nach oben drücken sollen. Ziele der Filmförderung sind immer auch die Stärkung des Filmstandorts, die Sicherung von Ressourcen und Arbeitsplätzen vor Ort.
 
Leitbild der meisten regionalen Filmförderungen ist das Filmförderungsgesetz (FFG), das gerade wieder einmal novelliert wird. Es ist diesmal von Grund auf neu aufgebaut worden und wird zum 1. Januar 2017 einige Veränderungen in die Arbeit des zentralen deutschen Förderungsinstituts, der FFA bringen. Die Reform des FFG orientiert sich bei der Besetzung der Entscheidungsgremien nun hauptsächlich an Verwertungs-, also verstärkt an Wirtschaftsinteressen. Das drückt sich besonders im neuen Zuschnitt der nun aus Experten gebildeten Vergabegremien aus, in denen VerwerterInnen die Mehrheit stellen. RegisseurInnen und AutorInnen, ja selbst ProduzentInnen rücken an den Rand. Eine Beteiligung von UrheberInnen an der Referenzfilmförderung wurde auch im Rahmen dieser Novellierung wieder nicht in Erwägung gezogen. Einzig die Aufwertung der Drehbuchförderung berücksichtigt kreativ-künstlerische Interessen. Die neue Drehbuchfortentwicklungsförderung ist jedoch eng an ProduzentInnen geknüpft. RegisseurInnen spielen hier erstaunlicher Weise gar keine Rolle. Sollen sie zukünftig Verwertungskonzepte oder –träume verfilmen?
 
Ob VerwerterInnen besonders prädestiniert sind, die richtigen Entscheidungen in den Gremien zu treffen, ist allemal fraglich. Denn im Zentrum der Publikums-Wahrnehmung steht zurecht noch immer der Film selbst – nicht dessen Vermarktungsstrategien. Daher sind Investitionen in die kreativ-künstlerische Infrastruktur, die wesentlich ist für die Erschaffung von Werken wie für den Vermarktungserfolg, sicherlich noch immer die lohnendsten.
 
Staatliche Förderung stellt in der Öffentlichkeit eine Art Qualitätssiegel für den Film dar, der auf dieser Grundlage entsteht. Auch deshalb sollte sie neben der prospektiven Beurteilung potenzieller künstlerischer und kommerzieller Qualitäten des einzelnen Filmprojekts  berücksichtigen, wie der Film entsteht. Filmförderung hat auch eine soziale Verantwortung und darauf zu achten, dass sowohl die Dreharbeiten als auch die Produktion fair und nachhaltig sind, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen bezahlt werden und die Filmindustrie unsere Umwelt und natürlichen Ressourcen schont. Dazu gehört auch eine faire Berücksichtigung der Genderverhältnisse.
 
Die deutschen Filmförderungen haben zudem eine Besonderheit, indem sie noch immer stark auf eine Beteiligung bzw. Sekundärverwertung im Konkurrenzmedium Fernsehen schielen. Viele TV-Sender sind mittlerweile Gesellschafter regionaler Filmförderungen und in den FFA-Gremien bzw. bei vielen Förderentscheidungen geben sie den Ausschlag, obwohl sie oft nur minoritäre Finanzierungsbeiträge leisten. Die Abgaben, die Sender wie Anstalten – seit 2010 auf gesetzlich definierter Grundlage – an die FFA zahlen, sind rückläufig ebenso wie die Ausstrahlungsmöglichkeiten für deutsche oder europäische Filme. Trotzdem versuchen Sender möglichst viele und möglichst lange Verwertungsrechte zu erhalten.
 
Über diese und andere Kontradiktionen der deutschen wie der bayerischen Filmförderung diskutieren nach einer Keynote von Claudia Roth, Bundestagsvizepräsidentin und langjährige filmpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/Die GRÜNEN:
 
Uli Aselmann Mitglied des Vorstands der Produzentenallianz, Geschäftsführer die film GmbH, Verwaltungsrat FFA
Dr. Jürgen Kasten Geschäftsführer des Bundesverband Regie e.V., stv. Verwaltungsrat der FFA
Imogen Kimmel Regisseurin, Mitglied Pro Quote Regie e.V., stv. Mitglied der FFA Vergabekommission (angefragt)
Christine Berg, stv. Vorstand FFA
Prof. Dr. Klaus Schaefer Geschäftsführer FilmFernsehFonds Bayern
N.N., Programmbereich Spiel-Film-Serie des Bayerischen Rundfunks
 
Moderation: Ulrike Gote, Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags und medienpolitische Sprecherin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion laden wir Sie ganz herzlich zu einem Empfang im Steinernen Saal des Bayerischen Landtags ein.

Wir freuen uns auf Ihr und Euer Kommen!