Gute Betreuung kommt den Kleinsten zugute!

In einer Pressekonferenz haben Christine Kamm, Sprecherin für frühkindliche Bildung der Landtags-Grünen und Eva Bönig, Bürgermeisterin von Freising, deutliche Verbesserungen in der frühkindlichen Bildung in Bayern gefordert. Die Anforderungen an Kindertageseinrichtungen sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, gleichzeitig konnte der Ausbau der Personalausstattung  in den Kitas mit der Entwicklung der Bildungs- und Erziehungsziele nicht mithalten.

31. März 2016

„Die ErzieherInnen in den Einrichtungen können die zusätzlichen Aufgaben in den Bereichen Integration, Inklusion, Elternarbeit sowie den gestiegenen Verwaltungsaufwand kaum bewältigen“, stellt Christine Kamm fest. Um die Qualität in der frühkindlichen Bildung entscheidend zu verbessen, fordern die Landtags-Grünen in einem Antragspaket für bessere Rahmenbedingungen in der frühkindlichen Bildung eine schrittweise Anpassung des Stellenschlüssels an die gestiegenen Anforderungen. In einem ersten Schritt sollen der förderrelevante Mindestanstellungsschlüssel für Kindergärten von jetzt 1:11 auf 1:10 angehoben werden, der empfohlene Anstellungsschlüssel von 1:10 auf 1:9.

„Gerade die ein- und zweijährigen Kinder brauchen eine besonders intensive Betreuung und persönliche Bindung zu den ErzieherInnen. Bisher gibt es für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren aber noch keinen verbindlichen Stellenschlüssel“, so Christine Kamm, „Wir fordern deshalb einen gesetzlich verbindlichen Mindestschlüssel von 1:5“. Zur Finanzierung des zusätzlichen Personals soll der Gewichtungsfaktor zur kindbezogenen Förderung für die Unter-Dreijährigen von 2,0 auf 3,0 angehoben werden.

Christine Kamm: „Die CSU-Regierung schert sich nicht um die frühkindliche Bildung. Der Fachkräftemangel wird als Totschlagargument gegen jedwede Verbesserung der Qualität bemüht. Aber die Konsequenz muss eine Aufwertung des Berufs sein: Wir brauchen mehr Qualität, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal!“ Denn Bayern hinkt beim Personalausbau in den Kitas im Vergleich zu anderen Bundesländern deutlich hinterher. In den vergangenen Jahren haben sich das Betreuungsverhältnis und der Personal-Kind-Schlüssel kaum verbessert. Die Priorität wurde einseitig auf den Ausbau der Plätze für Kinder unter drei Jahren gelegt. Wie verschiedene Studien zeigen, ging dies zu Lasten der Qualität. Dies bestätigt auch die Freisinger Bürgermeisterin und langjährige Kita-Leiterin Eva Bönig: „Unsere ErzieherInnen leisten sehr gute Arbeit unter sehr schwierigen Bedingungen, die bei manchen bis zum Burn-Out führen können.“

Christine Kamm setzt sich zudem für bessere Arbeitsbedingungen in den Kitas ein: „Kitaträger und Fachverbände fordern seit langem eine bessere Förderung und bessere Arbeitsbedingungen für die Kindertagesstätten in Bayern. Zuletzt hat sich das Forum ‚Bildungspolitik in Bayern‘ mit einer Petition zur ‚Verbesserung der Rahmenbedingungen für frühkindliche Bildung‘ an den Bayerischen Landtag gewandt. Die Petition wurde im Februar im Sozialausschuss des Landtags mit dem Votum ‚Würdigung‘ beschlossen, unsere grünen Anträge dienen auch der schnellen Umsetzung dieses Votums.“ Auch Eva Bönig sieht in besseren Arbeitsbedingungen für die ErzieherInnen ein wichtiges Instrument zur Bekämpfung des Fachkräftemangels: „Eine Aufwertung des Berufs ist unabdingbar, um wieder mehr ErzieherInnen zu bekommen.“

Die Qualitätsverbesserungen ließen sich problemlos aus den für das Betreuungsgeld eingeplanten Mitteln finanzieren. Bayern hat nachträglich für das laufende Haushaltsjahr 2016 160 Millionen Euro für das Landesbetreuungsgeld in den Haushalt eingestellt. Langfristig wird ab 2018 mit Kosten von ungefähr 230 Millionen Euro kalkuliert. Bayern sollte – wie alle anderen Bundesländer auch – diese Mittel in eine Verbesserung der Qualität in den Kitas investieren. Eine Anhebung des Gewichtungsfaktors für Kinder unter drei Jahren kostet jährlich ca. 100 Millionen Euro. Die Verbesserung des Stellenschlüssels auf 1:10 würde noch einmal ein Volumen von ungefähr 120 Millionen Euro jährlich erfordern.

Schließlich ist frühkindliche Bildung auch der Grundstock für eine gelingende Integration: „Der Schlüssel zur Integration ist die Sprache. Kinder lernen am schnellsten, deshalb ist Bildung so früh wie möglich eine der wichtigsten Aufgaben des Staates. Leider werden die Kommunen hier im Stich gelassen. Frühkindliche Bildung sollte keine freiwillige Leistung der Kommunen sein müssen, sondern staatliche Pflichtaufgabe. Denn eine gute frühkindliche Betreuung kommt allen Kindern zugute!“, resümiert Christine Kamm.

Zum Antragspaket für bessere Rahmenbedingungen in der frühkindlichen Bildung
Zur Petition zur ‚Verbesserung der Rahmenbedingungen für frühkindliche Bildung‘