Inklusions-Fachgespräch offenbart große Defizite

<p>Bayern ist das einzige Bundesland, in dem immer noch die Mehrheit der Kinder mit Behinderung in einem Förderschulkindergarten betreut wird. Dies ist ein klarer Verstoß gegen die Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention, die für behinderte Kinder einen gleichberechtigten Zugang zu allen Einrichtungen des Bildungssystems vorschreibt. Die Landtagsgrünen hat deshalb in einem umfangreichen Antrag konkrete Vorschläge für mehr Inklusion in den bayerischen Kitas gemacht.</p>

01. Juli 2016

In Bayern besuchen nur 46 Prozent der Kinder mit besonderem Förderbedarf eine normale Kindertagesstätte. Im Bundesdurchschnitt sind es schon 76 Prozent. 54 Prozent der Kinder mit einer (drohenden) Behinderung werden in Bayern in einem Förderschulkindergarten betreut. Bundesweit sind es nur 17 Prozent. „Bayern ist in Sachen Umsetzung der Inklusion in den Kitas also immer noch Entwicklungsland“, konstatiert die GRÜNE Expertin für frühkindliche Bildung, Christine Kamm. Laut dem Bayerischen Kinderbildungs- und –betreuungsgesetz (BayKiBiG) haben zwar alle Kitas den Auftrag zur Inklusion, tatsächlich betreut aber nur jede vierte Kita mindestens ein Kind mit einer Behinderung. Eltern, die ihr behindertes Kind in eine Regelkita bringen wollen, müssen immer noch sehr hohe Hürden überwinden.
Die Landtagsgrünen fordern deshalb ein umfassendes Programm zur schrittweisen Verbesserung der Inklusion in den bayerischen Kitas. „Der Besuch einer normalen Kindertagesstätte muss endlich zur Regel, und der Förderschulkindergarten zur Ausnahme werden“, fordert Christine Kamm. Damit Eltern mit gutem Gewissen ihr Kind in eine Regeleinrichtung geben können, müssen die notwendigen Bedingungen für die Umwandlung von Kitas zu inklusiven Einrichtungen geschaffen werden. Dazu gehört vor allem auch eine deutliche Verbesserung des Stellenschlüssels und der Fachkraftquote in den Kitas. Davon würden letztlich alle Kinder profitieren. „Nur durch mehr Personal lässt sich die dringend erforderliche Verkleinerung der Gruppen realisieren“, so Christine Kamm. „Der erhöhte Förderfaktor von 4,5 für behinderte Kinder muss deshalb bei der Berechnung des Stellenschlüssels berücksichtigt werden. Dies wäre ein erster Schritt zur Verbesserung der Personalsituation in den Kitas.“
Kitas brauchen für eine inklusive Öffnung zudem bessere Beratungs- und Förderangebote. Dies betrifft vor allem auch die Entwicklung von inklusiven Betreuungskonzepten und die notwendige Sicherung der Qualität. „Wir wollen eine gute individuelle Förderung der sozialen, motorischen und kognitiven Fähigkeiten aller Kinder, ob mit oder ohne Behinderung“, skizziert Christine Kamm das  Verständnis von Inklusion. Zur Umsetzung dieses Anspruchs brauchen die Kitas mehr multiprofessionelle Teams und eine gute Unterstützung durch externe Fachdienste. Die mobilen Angebote der Heilpädagogischen Fachdienste, der Sonderpädagogischen Hilfen und der Interdisziplinären Frühförderstellen müssen deshalb flächendeckend ausgebaut werden. Leistungen der Eingliederungshilfe müssen allen Kindern mit besonderem Förderbedarf in gleicher Weise zur Verfügung stehen, egal ob sie eine Regelkita oder einen Förderschulkindergarten besuchen.

Antrag: Mehr Inklusion in der frühkindlichen Bildung  – Kindertagesstätten zu inklusiven Einrichtungen weiterentwickeln