Bildung und Wissenschaft

Berufliche Bildung im Fokus

Die Berufliche Bildung  wird im Gegensatz zu anderen Bildungsthemen immer noch wenig beachtet. Zu Unrecht, wie wir Landtags-Grüne meinen. Deshalb hat unser bildungspolitische Sprecher, Thomas Gehring, bereits im Mai 2016 einige Anträge zur beruflichen Bildung im Bildungsausschuss eingebracht hatte.

03. Februar 2017

Ein daraufhin beschlossenes Fachgespräch „Moderne  Anforderungen  an  den  berufsbezogenen Unterricht an der Berufsschule“ fand diese Woche auf unsere Initiative hin statt. Ein Berufsschulleiter, ein Ausbilder eines großen bayerischen Unternehmens und eine Professorin vom Lehrstuhl für Berufspädagogik an der TU München bestätigten, dass Themen wie Digitalisierung, Ausbildung von Flüchtlingen und Globalisierung die berufliche Bildung vor große Herausforderungen stellt und dass eben nicht alles problemlos läuft. Politisches Handeln sei gefragt.

So unterrichten Berufsschulen mit große Engagement Flüchtlinge, aber die restriktive Auslegung der bundesgesetzlichen 3 plus 2 Regelung in Bayern sorgt für viel Unruhe und Ärger an den Schulen. Dazu kommt, dass die Bleibeperspektive für die jungen Menschen in den Berufsintegrationsklassen, die vor einer Ausbildung zum Erlernen der deutschen Sprache notwendig sind, vollkommen unklar ist. „Uns wäre am liebsten, es gäbe nicht nur ein 3+2, sondern ein 2+3+2 Modell“, so der Berufsschulleiter auf die Frage nach den größten Herausforderungen. Damit brachte er zum Ausdruck, dass eine Aufenthaltserlaubnis von 3 Jahren Ausbildungszeit zuzüglich zwei weiterer Jahre Berufspraxis ausgeweitet werden müsste auf die zwei vorgeschaltete Schuljahre in einer Berufsintegrationsklasse (BIK). Ebenso äußerte sich der anwesende Ausbildungsleiter, indem er bestätigte, dass in den Betrieben diejenigen Auszubildenden eine Chance hätten, die nach zwei Jahren in der BIK schon gut Deutsch sprechen. Aus Angst vor Abschiebung drängen jungen Flüchtlinge jedoch sofort in die Ausbildung, obwohl ihnen meist noch die Voraussetzungen dafür fehlen.

Ein großes Thema ist die politische Bildung. Die Beruflichen Schulen sehen sich durchaus in der Verantwortung, während der Ausbildungszeit nicht nur Fachwissen zu vermitteln, sondern die jungen Männer und Frauen als mündige Bürger*innen zu entlassen. Andererseits wird im Fach Sozialkunde der politische Teil in der Abschlussprüfung inzwischen nicht mehr abgefragt, was leider den Stellenwert der politischen Bildung hinter dem prüfungsrelevanten Fachwissen zurückstehen lässt. „Wir weisen schon lange auf die Bedeutung politischer Bildung und deren schlechter Verankerung an unseren Schulen hin“, so Thomas Gehring. „So wichtig fachliches Wissen an Berufsschulen auch ist, die allgemeine und soziale Bildung dürfen deswegen nicht zu kurz kommen“. 

Beim Themenbereich „Digitale Bildung“ waren sich alle einig, dass die Digitalisierung eine der größten Anforderungen der nächsten Jahre sein wird und dass keine Berufsschule und kein Berufsfeld an einer Implementierung der entsprechenden Ausbildung vorbei kommen werde. Doch noch wirkt es, als würden alle Beteiligten „im Nebel stochern“ und wüssten nicht genau, wo und wie man am besten mit der Komplexität dieses Thema umgehen soll. Die Professorin der TU München erkannte zurecht, dass in diesem Zusammenhang auch die Lehrkräfteausbildung angepasst werden müsse. Eines zeichnet sich jedoch schon ab: Auf die Landkreise und Städte, die Schulaufwandsträger der beruflichen Schulen sind, kommen hohe Kosten zu. Die technischen Mittel für eine zeitgemäße Ausbildung sind teuer, doch gerade die Auszubildende kleiner Firmen sind auf gut ausgestattete Schulen angewiesen sind, weil sie die teure technische Ausrüstung in ihren Betrieben nicht vorfinden. Dazu Thomas Gehring: „Hier wird der Freistaat die kommunale Ebene finanziell unterstützen müssen.“