Bildung und Wissenschaft

Lehrkräftevernetzungstreffen: Grüne lassen Lehrerinnen und Lehrer zu Wort kommen

Kaum ein Thema erhitzt die Gemüter von Eltern schulpflichtiger Kinder so sehr wie das bayerische Bildungssystem und nicht selten sind es am Ende die Lehrkräfte, die harsche Kritik einstecken müssen. Doch ist es nicht eigentlich genau anders herum und die Lehrerinnen und Lehrer sind die Leidtragenden vor sich ständig verändernden Anforderungen und Vorgaben?

09. Februar 2017

Thomas Gehring, bildungspolitischer Sprecher der Landtags-Grünen, hat mit dem Lehrkräftevernetzungstreffen die Möglichkeit für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen, deren Sicht darzustellen und ihnen Gehör zu verschaffen.
Viel Zustimmung gab es bereits beim Gastvortrag von Dr. Heinz Klippert, Lehrerfortbildner und Methodentrainer. Im Mittelpunkt seines Vortrags stand das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen der Schülerinnen und Schüler. Klippert nannte in diesem Zusammenhang auch die immer größeren Anforderungen einer individuellen Förderung: „Damit das gelingen kann, müssen Lehrkräfte den Unterricht anders organisieren und über die entsprechenden Methoden verfügen können.“ So sollen etwa Schülerinnen und Schüler als Beraterinnen und Berater für andere tätig werden. Ein solcher Unterricht sei aber im 45-Minuten-Takt nicht möglich.

Thomas Gehring sieht die Politik in der Verantwortung, um sowohl Lehrkräften als auch Schülerinnen und Schülern bessere Rahmenbedingungen zu verschaffen. „Für Lehrerinnen und Lehrer gibt es viel zu wenig zeitliche Spielräume, um sich fortzubilden und sich auszutauschen und um Kinder besser zu fördern. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn Lehrkräfte frustriert sind, weil die Technik veraltet ist, Unterrichtsmaterialien nicht bereitgestellt werden oder manche von ihnen nur mit befristeten Verträgen angestellt werden.“

Mir Recht wies Klippert darauf hin, dass an der Lehreraus- und -fortbildung angesetzt werden muss. Mangelhafte Methodenerfahrung einerseits, beliebige und nichtstandardisierte Unterrichtsskripte andererseits verhindern einen effektiven und für alle Beteiligten erfolgreichen Unterricht.

Die anschließende Diskussion brachte noch mehr brisante Themen zur Sprache. Es wurden unklare Rechtsvorschriften beim Umgang mit Handys, fehlende EDV-Betreuung  an Schulen, zu viele Einzelstunden im 45-Minuten-Takt und mangelnde Führungskompetenz bei den Schulleitungen.

Es sei außerdem ein „großes Dilemma“, so Thomas Gehring, dass jede Fortbildungsmaßnahme und jeder kooperative Austausch seitens der Lehrkräfte mit Unterrichtsausfall einhergeht, weil Lehrerstellen nach wie vor sehr knapp bemessen seien. „Doch an der Anzahl der ausgefallenen Stunden wird die Bildungspolitik gemessen“. Deshalb streben die Landtagsrünen in ihren Haushaltsanträgen eine 110% Lehrerversorgung für die Schulen an, damit Lehrerfortbildung und Unterrichtsversorgung in Einklang gebracht werden können.