Bildung und Wissenschaft

Mehr politische Bildung an Bayerns Schulen!

<p>Bayern belegt in der politischen Bildung einen der letzten Plätze im Ländervergleich. Nicht zuletzt dieser traurigen Tatsache ist es geschuldet, dass sich die Landtags-Grünen erneut für mehr politische Bildung und eine Stärkung der Demokratie an den bayerischen Schulen stark machen.<br>

16. Februar 2017

Ein Blick auf die Stundentafeln von Realschulen und Gymnasien verdeutlicht, wie stark das Fach Sozialkunde vernachlässigt wird: in sämtlichen Jahrgangsstufen unter Klasse 10 sind null Stunden vorgesehen, in der Realschul-Abschlussklasse sind es dann gerade mal zwei. Am Gymnasium sieht der Stundenplan von Klasse 10-12 je nur eine Stunde Sozialkunde vor.
Ein ganzes Paket Grüner Anträge mit dem Titel „Demokratie stärken, politische Bildung fördern“ stand deshalb diese Woche auf der Tagesordnung des Bildungsausschusses. Für drei Kern-Forderungen macht sich Thomas Gehring, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und bildungspolitischer Sprecher der Landtags-Grünen, besonders stark:

  • Die Anzahl der Sozialkundestunden muss dringend erhöht werden. Die Möglichkeit dazu ergibt sich insbesondere beim Gymnasium, das voraussichtlich bald wieder neun Schuljahre umfassen wird und dadurch Spielraum für eine sinnvolle Aufwertung des Stundenplans bietet. Und auch bei Realschulen muss sich etwas ändern, denn an weiterführenden Schulen sollte nicht erst ab der zehnten, sondern bereits ab der achten Klasse mit politischer Bildung begonnen werden.
  • Politische Bildung darf auch nicht nur an einem einzigen Fach festgemacht werden, sie muss ein für alle Unterrichtsfächer geltendes Prinzip sein – so zumindest steht es jetzt schon im Lehrplan. Leider klaffen dabei Anspruch und Realität weit auseinander. Der Grund dafür könnte in der dritten wichtigen Forderung der Grünen liegen, in der Ausbildung der Lehrkräfte.
  • Demokratiebildung muss bereits in der Lehrkräfteaus- und Fortbildung gestärkt werden. Wenn die Lehrkräfte nicht bereits im Studium die entsprechenden Kompetenzen erwerben, darf man sich nicht wundern, dass manche Lehrerin und mancher Lehrer sich nicht in der Lage sehen, den Auftrag der politischen Bildung auch wirklich gut zu erfüllen.

Zudem mangelt es an den Universitäten an Lehramts-Studierenden, die sich für das Fach Sozialkunde einschreiben, eben weil es an den Schulen nicht den Stellenwert hat, den es braucht. Das führt dann dazu, dass an bayerischen Realschulen 70% der Sozialkundestunden sogar fachfremd, also nicht von entsprechend ausgebildeten Lehrkräften unterrichtet werden müssen. (Das ergab die Antwort auf eine Anfrage zum Plenum vom 16.02.2017.)

„Wenn man demokratische Bildung glaubwürdig vermitteln will, sollte man außerdem das vorleben, was man predigt“, so Thomas Gehring. Er spielte darauf an, dass es an vielen Schulen keine echte Mitbestimmung für Schülerinnen und Schüler gibt und sich die demokratische Beteiligung oft schon mit der Wahl der Klassen- und Schülersprecherinnen und –sprecher erschöpft. Damit die Schulen keine „demokratiefreien Zonen“ bleiben, müssen sie die Kinder und Jugendlichen auch an Entscheidungsprozessen beteiligen.
Aber wie sollte es auch anders kommen? Die CSU hat keinerlei Interesse daran, unsere Schülerinnen und Schüler fit zu machen für mehr Demokratie.

Unser Papier zur Politischen Bildung

Unsere Anträge im Einzelnen:

  1. Sozialkunde ab Klasse 8 für alle Schülerinnen und Schüler
  2. Mehr   Gestaltungsspielräume   für   politische   Bildung als fächerübergreifenden Auftrag
  3. Echte Mitbestimmung für Schülerinnen und Schüler
  4. Demokratiebildung in der Lehrkräfteaus- und Fortbildung stärken
  5. Mehr Lehramtsstudierende für politische Bildung gewinnen