Integration und Migration

Integration von Flüchtlingen und Asylsuchenden in den Arbeitsmarkt verbessern!

<p><strong>Immer mehr Menschen suchen Schutz in Europa. Terrorismus, kriegerische Auseinandersetzungen und politische Verfolgung in Unrechtstaaten zwingen sie dazu, ihre Heimat zu verlassen.</strong> Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, zu helfen, und hierbei nicht nur für Unterkunft, Versorgung und schulische Bildung zu sorgen, sondern auch für berufliche Bildung und Arbeitsmarktintegration.</p>

28. April 2015

Auch für Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten ist es wichtig, selbst für sich sorgen zu können, arbeiten zu dürfen und sich beruflich weiterentwickeln zu können; nur so können sie sich eine Lebensperspektive erarbeiten. Wichtig ist dies auch für ihr Land, wenn man z.B. bedenkt, dass die Hälfte der Menschen in Syrien seit Jahren auf der Flucht ist, aber dieses Volk auch in Zukunft darauf angewiesen ist, ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte zu haben. Mit dem Asylkompromiss im Herbst letzten Jahres wurde deshalb die politische Weichenstellung für eine bessere und schnellere berufliche Integration der Asylsuchenden getroffen. Diese gilt es jetzt umzusetzen.

Viele bayerische Unternehmen klagen angesichts des demografischen Wandels über einen zunehmenden Mangel an Fachkräften. So können nach einer IHK-Studie in diesem Jahr 130.000 Arbeitsplätze in Bayern nicht besetzt werden, die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot droht dabei in den kommenden Jahren noch größer zu werden. Große Lücken bestehen in technischen Berufen wie Mechatroniker- und AutomatisierungstechnikerInnen, bei Forschungs-, Entwicklungs- und Konstruktionsberufen, sowie im Maschinenbau und der Elektrotechnik, aber auch in sozialen Berufen wie der Alten- und Krankenpflege. Auch die Handwerkskammer für Oberbayern spricht von 500 Lehrstellen und 600 Praktikumsplätzen, die aktuell für junge Flüchtlinge bereitstünden.

Deshalb ist es wichtig, den Arbeitsmarktzugang unterschiedlicher Gruppen schnell zu verbessern. Letztes Jahr kamen etwa 25.000  Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, nach Bayern, 2015 werden es aufgrund der politischen Entwicklungen noch mehr sein. In
Bayern leben über 13 000 Asylsuchende und Flüchtlinge im berufsschulpflichtigen Alter. Hinzu kommen über 7.000 Jugendliche aus anderen EU-Staaten, die mit ihren Eltern nach Bayern gekommen sind, und ebenfalls beruflich integriert werden müssen. Hierzu sind viele Rahmenbedingungen zu verbessern. Die berufliche wie die gesellschaftliche Integration der Flüchtlinge ist eine große Aufgabe, der wir uns stellen wollen.

Berufliche Integration von Asylsuchenden und Flüchtlingen hilft uns, unseren Fachkräftemangel zu mindern, fördert Selbstvertrauen und Aktivität der Flüchtlinge und leistet über die Flüchtlinge, die nach dem Krieg in ihr Heimatland ausgebildet zurückkehren, einen Beitrag zur Entwicklung der Heimatländer. Zu wenig Sprach- und Integrationskursangebote sowie restriktive und unkalkulierbare Erteilung von
Aufenthaltstiteln sind die größten Hemmnisse einer beruflichen Integration.

Wir brauchen einen Paradigmenwechsel zur Integration von Anfang an, pragmatische und Lösungsvorschläge wie Aufenthaltstitel auf Zeit und eine Bleiberechtsregelung für eine dreijährige Ausbildung und zwei Jahre Praxiszeit für junge Flüchtlinge, zudem schnellen Zugang zu fundierten Sprach- und Integrationskursen, Erfassung und Anerkennung von im Ausland erworbenen Kompetenzen.

Wir fordern:

  • deutliche Aufstockung des Sprachkursangebots hin zum B1/B2-Level, und einen zügigen und adäquaten Zugang für Flüchtlinge und Asylsuchende (auch für Personen mit Aufenthaltsgestattung und Duldung); Sprachkurse sollen bereits nach dem Verlassen der Erstaufnahmeeinrichtungen flächendeckend möglich sein. Die bislang bereitgestellten Mittel sind absolut unzureichend, um die Nachfrage nach Deutschkursen abzudecken; die im aktuellen Haushaltsentwurf eingeplanten 3,7 Mio. Euro für Aufwendungen im Zusammenhang mit Deutschkursen und die Bundesmittel (BAMF-Kurse) müssen deutlich aufgestockt werden.
  • frühzeitige Kompetenzerfassung, gleich im Erstaufnahmeverfahren. Die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen muss vereinfacht und Kosten wie Zeit für die jeweiligen Verfahren reduziert werden, frühzeitige Einbindung der Kammern in die Gleichwertigkeitsprüfung ausländischer Abschlüsse bzw. Qualifikationsanalyse, Feststellung ergänzenden Qualifikationsbedarfs.
  • frühzeitiger Abgleich der Ergebnisse der Kompetenzerfassung mit den Lehrstellen- und Arbeitsplatzbörsen, im Idealfall Unterbringung der Asylsuchenden in der Nähe einer passenden Arbeits-/Ausbildungsstelle.
  • Betriebspraktika ermöglichen, auch für Asylsuchende mit 25 Jahren und älter, Antragsverfahren vereinfachen,  Mindestlohnproblematik klären.
  • Ansprechpartner für die Förderung der Berufsintegration der Flüchtlinge bei Jobcentern, Argen, Kammern, Ausländerbehörden.
  • sozialpädagogische Begleitung der Flüchtlinge, Case-Management sicherstellen.
  • Ausbau der Übersetzungskapazitäten in Bayern für die Beratung und Betreuung von Flüchtlingen.
  • Schutz vor Abschiebung bei Aufnahme von Ausbildungen; Dazu bedarf es eines sicheren Aufenthaltes bis zum Abschluss der Ausbildung plus 2 Praxisjahre, Planungssicherheit für die Arbeitgeber wie für die Flüchtlinge, Beschleunigung der Verfahren, vorübergehend schnelle Erteilung von Aufenthaltstiteln auf Zeit.
  • schnelle Aufstockung schulischer Kapazitäten (Vervierfachung). Dazu gehört auch, den benötigten Lehrkräften angemessene Arbeitsbedingungen zu garantieren und nicht mit unattraktiven Zeitverträgen auszustatten. Wir brauchen eine intensive und individuelle Förderung, die es den Jugendlichen ermöglicht, mit guter Aussicht auf Erfolg in das deutsche Regelschul- und Ausbildungssystem einzusteigen.
  • begleitende Schulangebote in Deutsch und Mathematik auch während der Ausbildung.
  • eine Berücksichtigung von angemessener Betreuung, einem guten Schulangebot und Ausbildungschancen bei der Verteilung jugendlicher Flüchtlinge.
  • angemessene Kinderbetreuung, die den Eltern die Integration in den Arbeitsmarkt und den Kindern einen schnellen Spracherwerb ermöglicht.
  • mehr Übergangsklassen für die Flüchtlinge im Schulalter.

Den Link zum grünen Fachgespräch "Ausbilden statt abschieben" finden Sie hier!