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Landtags-Grüne präsentieren Handlungskonzept zur Stärkung des Schüler- und Jugendaustausches in Bayern
17. Februar 2020
Austausch macht Schule (Koordinator Bernd Böttcher) ist eine Initiative der Fach- und Förderstellen des internationalen Schüler- und Jugendaustauschs. Sie setzt sich dafür ein, dass allen Kindern und Jugendlichen – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Hintergrund – die Teilnahme an Austauschprogrammen ermöglicht wird.
Die Herausforderung
Die positiven Wirkungen von pädagogisch begleitetem Schüler- und Jugendaustausch sind vielfach wissenschaftlich belegt (INTERMUNDO (2015). Eine repräsentative Studie des SINUS-Instituts ergab: 66 Prozent der Jugendlichen in Bayern haben nicht die Chance, an einem Schüler- oder Jugendaustausch teilzunehmen. Hinzu kommt eine erhebliche soziale Ungleichheit:
- 81 Prozent der Teilnehmenden in Bayern stammen aus wohlhabenderen Familienverhältnissen (SINUS-Studie (2019), S.43).
- Austausch findet zu 80 Prozent an Gymnasien statt, die Real- und Mittelschulen sind mit je 13 Prozent und drei Prozent Schulformen weit abgeschlagen (Anfrage Florian Siekmann (2019) Drs. 18/4861).
- Sechs Prozent der Auszubildenden sammeln eine Auslandserfahrung, obwohl 30 Prozent der Jugendlichen an diesem Format interessiert sind (NaBiBB Journal (2019), S.28 und SINUS-Studie (2019) S.7, 17).
Die Söder-Regierung plant, eine Stiftung für den Schüler- und Jugendaustausch zu gründen – das Bayerische Auslandsinstitut. Statt Doppelstrukturen zum Bayerischen Jugendring (BJR) braucht es aber niedrigschwellige Angebote. Unser Ziel ist es, dass jeder junge Mensch während Schule und Ausbildung die Chance hat, an einem Austausch teilzunehmen.
Grünes Handlungskonzept
1. Unseren Bayerischen Jugendring stärken!
Der Bayerische Jugendring braucht eine langfristige Strukturförderung. Wir Grüne fordern: das Auslandsinstitut wird gestrichen, die Gelder kommen stattdessen dem BJR zugute. Steht dem BJR mehr Geld zur Verfügung, kann er:
- seine Jugendarbeitsstrukturen stärker internationalisieren
- die derzeit sehr niedrigen Fördersätze für einen sozial gerechten Schüleraustausch anheben,
- Kontakteseminare zur Anbahnung von neuen Austauschkooperationen veranstalten,
- ökologische Mobilität im Schüleraustausch mit höheren Fahrtkostenpauschalen belohnen,
- die Förderung von Drittortbegegnungen als niedrigschwellige Alternative zum Gastfamilienaufenthalt einführen.
Beispiel: Die Wohnung ist zu klein, der Aufwand zu groß, Zeit und Geld für ein Freizeitprogramm zu knapp – es gibt viele Gründe, warum Jugendliche bzw. ihre Familien keine/n Gastschüler*in aufnehmen wollen. Eine Begegnung am Drittort – z.B. in einer Jugendherberge – ist oft eine Lösung.
2. Austausch an allen allgemeinbildenden und beruflichen Schulformen verankern!
Schüleraustausch sollte als Maßnahme für Demokratieerziehung und internationale Verständigung anerkannt werden. Wir fordern:
- Aufnahme von Schüleraustausch in den bayerischen Lehrplänen aller Schulformen – nicht nur an Gymnasien!
- Internationalisierung der Lehreraus- und Fortbildung mit eigener Mobilitätserfahrung, damit unsere Lehrkräfte den Wert eines Austauschs selbst erfahren und weitergeben!
Schüleraustausch hängt vom persönlichen Engagement einzelner Lehrkräfte ab, die Austausch oftmals in ihrer Freizeit organisieren. Für uns Grüne steht fest: Austausch darf keine Privatsache sein, sondern sollte an Schulen verankert sein. Wir fordern:
- Die Einführung von Anrechnungsstunden für Internationalen Koordinator*innen, damit sie an Fortbildungen teilnehmen, Förderanträge stellen, projektbasierten Austausch stärken und Schulpartnerschaften anbahnen können.
Beispiel: Derzeit können mit 50 Anrechnungsstunden an Berufsschulen in München jährlich 1,5-2 Millionen Euro an Erasmus-Mitteln eingeworben werden. Dieses Modell nehmen wir uns als Beispiel!
3. Schüleraustausch für unsere Real- und Mittelschüler ausbauen!
Es braucht mehr niedrigschwelligen Austausch in Bayern – das ist dann gegeben, wenn ein Austausch nur einige Tage dauert und keine Eigenbeteiligung der Teilnehmenden verlangt wird (Zugangsstudie (2019). Wir Grüne fordern daher:
- Einführung eines zusätzlichen, europäischen Kurzzeitaustauschs für Real- und Mittelschüler, damit wir auch bislang unterrepräsentierte Jugendliche für den Austausch gewinnen
- Gezielte Erhöhung der Stipendienquote aus Real- und Mittelschulen in den landesfinanzierten Programmen „See the World“ und „Botschafter Bayerns“.
Beispiel: Allein mit den 1,9 Mio. €, die die Staatsregierung als Programmmittel für das Bayerische Auslandsinstitut vorsieht, könnten jährlich rund 4.000 Schüler*innen ein vollfinanzierter Kurzzeitaustausch in Europa ermöglicht werden!
4. Mobilitätsberatung ausbauen!
Vor allem die niedrigschwelligen Kurzzeitformate sind bei Jugendlichen oft unbekannt. Daher ist es wichtig, die Mobilitätsberatung in der Jugendarbeit zu stärken, die in Bayern hauptsächlich durch das Ehrenamt getragen wird. Wir Grüne fordern:
- Ausbau der hauptamtlichen Mobilitätsberatung, damit Formate wie Jugendbegegnungen oder Workcamps bekannter und Schule und Jugendarbeit stärker vernetzt werden
- Ausbau der Mobilitätsberatung an unseren Kammern
Beispiel: Die Mobilitätsberatung an der Handwerkskammer für Schwaben im Projekt „Berufsausbildung ohne Grenzen“ mit über 500 Beratungen im Jahr ist hierbei vorbildhaft.
Zum Download
Grüner Antrag "Europäischer Schüler- und Jugendaustausch für alle I: Internationale Koordinator*innen einführen"
Grüner Antrag "Europäischer Schüler- und Jugendaustausch für alle II: Internationalisierung und Mobilitätsberatung in der beruflichen Bildung ausbauen"
Aktuelle Zahlen zum bayerischen Schüler- und Jugendaustausch des SINUS-Instituts
Zur Finanzierung: Unser Handlungskonzept im Nachtragshaushalt
Grüner Antrag: Arbeit des Bayerischen Jugendrings sicherstellen
Grüner Antrag: Bayerischen Jugendring stärken statt Bayerisches Auslandsinstitut gründen