Landwirtschaft | Wald
Die Milch im Fokus
Grüne Landtagsfraktion zu Gast bei der Bio-Molkerei Scheitz – Absatzmarkt für Ökoprodukte muss wachsen
22. Juli 2019
Andechs – Zu einem Austausch über die aktuelle Situation der bayerischen Milchwirtschaft trafen sich auf Initiative von Patrick Friedl, MdL kürzlich Vertreter der Landtags-Grünen mit Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Andechser Öko-Molkerei Scheitz, und Prokurist Christian Wagner. Neben einer Betriebsbesichtigung stand eine Diskussion über die Zukunft der Öko-Milch-Branche in Bayern und Deutschland im Mittelpunkt des Besuchs.
Biologisch erzeugte Milch machte im Jahr 2018 bundesweit einen Anteil von 3,5 Prozent der gesamten Kuhmilchanlieferung aus. Der Anteil lag damit laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 19 Prozent über dem Vorjahreswert. Doch diese Steigerung müsse sich nun auch Jahr für Jahr fortsetzen, waren sich die Grünen-MdLs Gisela Sengl, Patrick Friedl, Christian Hierneis und Hans Urban mit Barbara Scheitz einig, wolle man ein nachhaltiges Wachstum der Biomilchbranche erreichen. In Bayern ist die Situation ähnlich: Der Bio-Anteil an der Gesamterzeugung lag laut Landesanstalt für Landwirtschaft 2018 bei knapp 7 Prozent. Er ist damit deutlich gewachsen, das Potenzial nach oben aber weiter groß.
„Wir haben noch immer eine lange Warteliste an Landwirten, die auf Bio umstellen wollen“, bestätigte Scheitz den aktuell vorhandenen Umstellungswillen vieler Milchbäuerinnen und -bauern. Und auch die Produktion der Andechser Molkerei könne jederzeit ausgebaut werden. Doch für mehr biologische Milchprodukte in den Regalen der Lebensmittelmärkte brauche es eben auch die entsprechend wachsende Zahl an Abnehmer*innen. „Der Absatz für ökologische Milchprodukte muss in den kommenden Jahren dringend wachsen“, sagte Scheitz, „vor allem wenn das im Volksbegehren zur Artenvielfalt festgeschriebene Ziel von 30 Prozent Bio-Landwirtschaft bis 2030 erreicht werden soll.“
Scheitz und die Grünen-MdLs waren sich einig, dass bei der Steigerung des Absatzmarktes die Politik in der Pflicht stehe. „Der Auftrag an die bayerische Regierung aus CSU und Freien Wählern ist sehr deutlich. Der Absatz von Bioprodukten muss durch politische Maßnahmen angekurbelt werden“, so MdL Hans Urban, selbst Öko-Landwirt. „Für Bauern und Bio-Mittelständler wie die Molkerei Scheitz erreichen wir über die biologische Landwirtschaft die größtmögliche Wertschöpfung.“ Die agrarpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen Gisela Sengl verwies auf das enorme Potenzial in der Gemeinschaftsverpflegung: „Hier liegt ein großer Hebel, um den Absatzmarkt für heimisch erzeugte Biolebensmittel zu stärken. Wir Grüne sind an diesem Thema seit Jahren dran und fordern von der Staatsregierung, ihre Möglichkeiten endlich auszuschöpfen.“
Besonderes Interesse weckte Barbara Scheitz bei den Abgeordneten mit einer Studie der Molkerei zum Thema „Verstehen Sie Bio?“. Deutschlandweit wurden rund 3000 Verbraucher*innen zu ihren Einstellungen und Ansichten rund um das Thema „Bio“ befragt. Das Ergebnis: Am wichtigsten ist den Verbraucher*innen eine artgerechte Tierhaltung, gefolgt vom Verzicht auf Gentechnik und Kunstdünger. „Wir waren erstaunt, dass die Verbindung zwischen dem Erhalt der Biodiversität und der Öko-Landwirtschaft bei den Verbrauchern offenbar noch nicht in der Deutlichkeit wahrgenommen wird, die ihr zuzumessen ist“, so Scheitz. Sie sehe hier einen klaren Auftrag zur Aufklärung. „Wir müssen weiterhin veranschaulichen, wie umfassend die positiven Wirkungen einer ökologischen Landwirtschaft sind, und wie wichtig diese Art der Bewirtschaftung ist, um unsere Natur und Umwelt auf für nachfolgende Generationen zu erhalten.“ Eine politische Kampagne könne hier sehr hilfreich sein.
Fazit dieser Betriebsbesichtigung sei, so Patrick Friedl, dass Bio-Lebensmittel für alle Menschen erschwinglich werden sollten: „Davon wird abhängen, dass Bio-Lebensmittel bis Mitte des Jahrhunderts eine wesentliche Grundlage unser aller Ernährung bilden können. Vorbildlichen Pionier-Betrieben, wie der Andechser Bio-Molkerei Schleitz, gebührt unser großer Dank hier wichtige Wegbereiterin zu sein“.