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Lebensmittelhandwerk – fit für die Zukunft?
Diskussionsrunde der Landtags-Grünen zur Zukunft des Lebensmittelhandwerks
13. Oktober 2022
Die bayerische Lebensmittelwirtschaft ist geprägt von kleinen mittelständischen Betrieben, die oft seit Jahrzehnten innerhalb der Familie weitergegeben werden. Das Handwerk ist das Rückgrat der bayerischer Lebensmittelwirtschaft. Ohne das Handwerk ist auch die regionale Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen nicht möglich. Bayern hat zwar deutschlandweit noch die meisten Handwerksbetriebe – allerdings gehen die Zahlen stark zurück. In fast allen Bereichen ist die Anzahl der Betriebe und der Beschäftigten in den letzten zehn Jahren um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen. Die Coronakrise sowie der Krieg in der Ukraine und dessen Folgen haben die schwierige Situation noch verschlimmert.
Wie geht’s weiter für das Lebensmittelhandwerk? Darüber haben Gisela Sengl, Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft, und Barbara Fuchs, wirtschaftspolitische Sprecherin und Mittelstandsbeauftragte, kürzlich mit Fachleuten, Praktiker*innen und Vertreter*innen der Handwerks-Verbände und -Kammern gesprochen. Als Referent*innen nahmen teil: Dr. Josef Rampl, Geschäftsführer des Bayerischen Müllerverbunds e.V., Nicole Stocker, Geschäftsführerin der Hofpfisterei, Reinhard Gromotka, Geschäftsführer der Tagwerk Bio-Metzgerei, Konrad Ammon, Landesinnungsmeister des Verbands für das Bayerische Fleischerhandwerk, sowie Theo Albrecht, Schulleiter der Münchner Berufsschule für Metzger-, Bäcker- und Konditorenhandwerk.
In der Diskussion haben wir neben vielen anderen zwei Hauptursachen identifiziert, die wir angehen müssen, um das Lebensmittelhandwerk zu erhalten und zu unterstützen. Das größte Problem sind die enormen Preissteigerungen, vor allem bei Gas und Strom. Viele Bäckereien, Metzgereien, Mühlen, Brauereien, etc. in Bayern wissen gerade nicht mehr, wie sie die Energiekosten stemmen sollen, die für die Herstellung ihrer Produkte – unserer Lebensmittel – anfallen. Auch die Preise für Rohstoffe steigen. Dazu kommt noch der teils massive Fachkräftemangel. Viele, vor allem kleinere Betriebe, die noch wirklich handwerklich arbeiten, denken schon übers Aufhören nach.
Hier müssen wir eingreifen! Ein gutes Lebensmittelhandwerk ist für unsere Gesellschaft überlebenswichtig. Für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft brauchen wir Landwirt*innen, die Getreide anbauen, Müller*innen, die es zu Mehl vermahlen, und Bäcker*innen, das Brot daraus backen – um nur ein Beispiel für eine Wertschöpfungskette zu nennen. Neben den schnellen Hilfen bei den Energiekosten, die die Bundesregierung schon angekündigt hat, müssen weitere Stellschrauben gedreht werden. Beispielsweise mehr Möglichkeiten für Praktika in Handwerksbetrieben und eine generelle Aufwertung des Handwerksberufs für junge Leute, aber auch leichteren Zugang für Quereinsteiger und Zugewanderte. Um schon Kindern mehr Wertschätzung für gutes Essen und handwerkliche Erzeugnisse beizubringen, müssen Alltagskompetenzen als Schulfach gelehrt werden und jede Schule über eine Schulküche verfügen.
Wir werden uns auf allen Ebenen dafür einsetzen, hier konkrete Verbesserungen zu erzielen, um unsere mittelständischen Betriebe in Bayern durch diese Krise zu bringen und langfristig zu stützen. Infolge des Fachgesprächs erarbeiten wir daher auch einen Aktionsplan für die bayerische Lebensmittelwirtschaft, den wir in Kürze vorstellen werden.