Naturschutz im Wald: Taten statt PR-Kampagnen

„Der Waldnaturschutz bleibt in Bayern momentan gewaltig auf der Strecke“, hält unser forstpolitischer Sprecher Markus Ganserer fest. Die CSU-Regierung hat das Jahr 2015 zum Aktionsjahr Waldnaturschutz ausgerufen, passiert ist aber nichts, das zeigt der Indikatorenbericht der Bundesregierung und, noch deutlicher, der FFH-Bericht der Bayerischen Forstverwaltung, der ein schlechtes Zeugnis ausstellt. „Die CSU-Regierung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, so die politische Bilanz von Markus Ganserer.

04. September 2015

Außerhalb des Alpenraums sind 25 Prozent der Arten in einem schlechten und 30 Prozent in einem unzureichenden Erhaltungszustand, bei ganzen 15 Prozent reicht die Datenlage nicht aus, um die Arten einzustufen. „Da fehlt es von Grund auf.“

Ausgangslage mangelhaft also: „Außer PR-Kampagnen zu fahren war die CSU-Regierung bisher gnadenlos untätig.“ 500.000 Euro hat die CSU-Fraktion dem Ministerium für die Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung gestellt. „Aber mit Hochglanzbroschüren und Werbefilmen in den Münchner und Nürnberger U-Bahnen wurde noch kein Tier gerettet“, so Markus Ganserer. „Eine halbe Millionen Euro wurde verschwendet. Wir brauchen Taten statt PR-Kampagnen.“

Markus Ganserer kann 2015 noch keine inhaltliche Verbesserung feststellen. „Eher wurde dem Waldnaturschutz noch zusätzlich ein Bein gestellt, als man das Schutzgebiet „Der Hohe Buchene Wald“ im Ebracher Forst im Steigerwald rein politisch motiviert aufgehoben hat. Für mich heißt das: Die CSU-Regierung misst dem Waldnaturschutz keine große Bedeutung bei.“  Die Landtags-Grünen haben deshalb eine Reihe an Anträgen eingereicht, um mehr Naturschutz im Wald zu erreichen.

In Bayern gibt es bisher 159 Naturwaldreservate mit insgesamt ca. 7100 Hektar Fläche. Hier findet keine forstliche Nutzung mehr statt, Naturwaldreservate sind deshalb regionale Zentren der biologischen Vielfalt im Wald. In ihnen laufen natürliche, dynamische Prozesse, wie die Entwicklung von stehendem oder liegendem Totholz, ungestört ab, die außerhalb häufig nur eingeschränkt zu beobachten sind. Sie dienen aber nicht nur dem Naturschutz, sondern leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Erforschung des Ökosystems Wald. Markus Ganserer: „Obwohl sich die CSU-Regierung darum kümmern wollte, wurden seit 2011 keine neuen Naturwaldreservate mehr ausgewiesen. Das Netz muss ausgeweitet werden.“

58 Prozent der bayerischen Wälder sind in Privatbesitz. Angesichts dieses Größenanteils versteht es sich von selbst, dass bei diesem Ansatz der Privatwald nicht unberücksichtigt bleiben kann. „Wir müssen die Privatwaldbesitzer für uns gewinnen und begeistern.“ Dafür ist das Vertragsnaturschutzprogramm Wald (VNP) da. Nach dem Ansatz 'Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht' werden freiwillige Maßnahmen zum Waldnaturschutz honoriert. „Das ist ein wichtiges Instrument und muss genutzt werden.“ Eine schriftliche Anfrage der Landtags-Grünen zeigt aber eine sehr ungleiche Mittelverteilung in der Fläche. 50 Prozent der Mittel gehen nach Unterfranken. Ausschlaggebend hierfür sind in erster Linie die Mittelwälder. Ohne Zweifel sind diese naturschutzfachlich besonders wertvoll. Auffallend ist jedoch, dass in den Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz kaum Fördermittel ausbezahlt wurden. Es ist unwahrscheinlich, dass in diesen Regierungsbezirken so ungleich weniger naturschutzfachlich wertvolle Strukturen im Privatwald vorkommen sollen. Die Verteilung innerhalb der Regierungsbezirke zeigt, dass auch zwischen den Landkreisen die Verteilung sehr ungleichmäßig ausfällt und in den Landkreisen Bad Tölz- Wolfratshausen, Erding, München, Garmisch-Partenkirchen, Landshut, Rottal Inn, Neustadt an der Waldnaab, Hof, Kronach, und Fürth in den letzten fünf Jahren überhaupt keine Fördermittel ausbezahlt wurden.

Das heißt für uns: Das VNP ist eine wichtige Maßnahme, um Privatwaldbesitzer zu motivieren und ihre Naturschutzleistungen zu honorieren. Es muss daher auch flächig zur Anwendung kommen. Um das Programm auf eine fachliche Grundlage zu stellen, muss die Biotopkartierung im Wald wieder eingeführt werden. „Sie hat sich im Offenland als wichtige fachliche Grundlage für Naturschutz und Landschaftspflege bewährt und es ist fachlich nicht zu erklären, warum sie für Waldflächen ausgesetzt wurde.“ Zudem schafft sie Rechtssicherheit für die WaldbesitzerInnen.

Markus Ganserer fordert außerdem, die Jagd auf Eichelhäher - eigentlich die gesamte Vogeljagd - im Staatswald zu beenden. Der Eichelhäher und sein Beitrag zur Verjüngung von Waldbeständen, insbesondere von Kiefernaltbeständen mit Eiche, wurden bereits von zahlreichen Wissenschaftlern erforscht. Der sogenannte „Gärtner des Waldes“ leistet damit einen wichtigen Beitrag beim Umbau von Nadelholzreinbeständen hin zu stabilen und naturnahen Mischbeständen. Dennoch wurden in den Jagdjahren 2008/09 bis 2012/13 über 122.000 Eichelhäher in Bayern geschossen. Davon wurden 1796 Tiere in den verpachteten Staatsjagdrevieren der Bayerischen Staatsforsten zur Strecke gebracht. „Das muss aufhören. Es gibt keinen fachlichen Grund für diese zahlreichen Tötungen.“


Fazit

  • Das Netz der Naturwaldreservate muss im Jahr des Waldnaturschutzes vervollständigt werden. Dazu sind im Staatswald entsprechend weitere Naturwaldreservate aus zu weisen (Antrag)
  • Das Instrument VNP Wald ist noch nicht in der Fläche angekommen und der Privatwald profitiert viel zu wenig davon: Die VNP Wald muss flächig Anwendung finden und eine entsprechenden Planungsgrundlage erarbeitet werden. (Anfrage)
  • Um die Beeinträchtigung durch die Jagd zu minimieren, ist die Bejagung der Eichelhäher zu unterbinden. (Antrag) Die Bayerischen Staatsforsten sollten in Zukunft gänzlich auf die Vogeljagd verzichten. (Antrag)
  • Amtliche Biotopkartierung in Bayerns Wäldern (Antrag)
  • Intensivierung der forstlichen Biodiversitätsforschung (Antrag)


Die Anträge werden voraussichtlich Ende September/Anfang Oktober im Umweltausschuss und im Landwirtschaftsausschuss behandelt.

Das Pressepapier finden Sie hier
Die Auswertung der Schriftlichen Anfrage finden Sie hier