Landwirtschaft | Wald
Hartmann fordert Waldschutz-Initiative
Abschussquoten bei der Jagd erhöhen – Forstreform zurückdrehen – Baustoff Holz nach vorne bringen
25. Juli 2019
Ludwig Hartmann, Fraktionschef der Landtags-Grünen, fordert größte Anstrengungen der Söder-Regierung, um Bayerns grüne Lunge zu regenerieren. „Wir brauchen eine umfassende Waldschutz-Initiative und müssen den Fortbestand vorhandener sowie den Aufwuchs neuer Waldflächen zu einem Kernanliegen der Landespolitik machen.“ Ludwig Hartmann setzt dabei auf eine 3-Wege-Strategie:
- die Bewahrung vorhandener „Gesundwälder“ durch verminderten oder ganz ausgesetzten Wirtschaftseinschlag und Entfernung von Schädlingsbäumen,
- eine massive Verstärkung der Jagdanstrengung zum Schutz von Jungbäumen und Unterstützung der natürlichen Waldverjüngung,
- die Neuaufforstung von Mischwaldbeständen mit fünf und mehr Baumarten für robuste, zukunftssichere Wälder in Bayern.
„Bayerns Bäume büßen jetzt die stoibersche Forstreform von 2005, die unsere Staatsforsten personell ausgedünnt, das Gewinnstreben im Wald nach vorne gestellt und die kostenlose Beratung von Privatwaldbesitzern sowie die kostenlose Bewirtschaftung der Kommunalwälder eingestellt hat“, kritisiert Ludwig Hartmann. Seit 1993 wurden in der Forstverwaltung 3.082 Stellen Vollarbeitskräfte abgebaut, das sind 44 % der Beschäftigten. Und: Die Staatsforsten wurde von 580 Forstrevieren im Jahr 2005 auf 370 Forstreviere im Jahr 2018 „geschrumpft“. Ludwig Hartmann fordert den kompletten Rollback dieser Reform und eine neue Aufgabenstellung für die Staatsforsten: „Sie müssen als oberste Waldbewahrer die Bestände schützen und verjüngen und auch die Kommunalwälder wieder mitbetreuen. Das heißt: Wir brauchen auch wieder mehr Staatsförster im Wald, deren Sachverstand auch für die Früherkennung neuer Schäden und Schädlinge unverzichtbar ist.“
Eine klare Ansage kommt von Ludwig Hartmann zum Thema Jagd: Angesichts von 47 Prozent „roter Gebiete“ mit zu hohen Verbissraten in Bayerns Wäldern fordert der Grünen-Fraktionschef eine Neuaufstellung des bayerischen Jagdsystems. „Solange wir die Schalenwaldbestände nicht nachhaltig senken, sind auch flächige Neuaufforstungen wie Markus Söders 30-Millionen-Bäume-Programm letztlich nur eine neue Form der Ganzjahresfütterung für Rehe“, stellt Ludwig Hartmann fest. Der Grünen-Fraktionschef fordert effektiveres, auch revierübergreifendes Jagen (Drückjagden mit überjagenden Hunden), Jagd-Begehungsscheine für alle als Jäger ausgebildeten Privatwaldbesitzer, kürzere Pachtverträge für Bayerns Jagdreviere mit stringenten Abschussvorgaben und ein Verbot der Winterfütterung. „Weniger Wild heißt automatisch mehr Wald. Die Natur lässt im unberührten Wald 50.000 Jungpflanzen pro Hektar sprießen. Bei Neuaufforstungen kommen wir auf der gleichen Fläche auf gerade 2.000 Pflanzen. Diesen natürlichen Krafthebel sollten wir unbedingt nutzen“, so Ludwig Hartmann.
Klar ist für den Grünen-Fraktionschef, dass bei Neuaufforstungen die althergebrachte Fichten-Monokultur nicht nur ausgedient hat („Wir haben auf Jahre hinaus ein Überangebot von Fichten-Schadholz auf dem Markt und damit keine Chance auf kostendeckende Preise.“), sondern durch eine artenreiche Mischkultur ersetzt werden muss. „Fünf oder sechs Baumsorten, die gleichzeitig gepflanzt werden, steigern die Chance, dass ein Teil dieser Pflanzen dem künftigen Heißklima trotzen kann“, erläutert Ludwig Hartmann. Der Fichte gibt er in großen Teilen Bayerns keine Zukunft mehr: „Der Kampf gegen den Borkenkäfer und die Trockenheit ist vielerorts bereits verloren. Es gilt nun, die Verwertungsmöglichkeiten für die Über- und Restbestände zu verbessern.“ Ludwig Hartmann sieht hierfür grundsätzlich zwei Möglichkeiten: mehr Blockheizkraftwerke mit Hackschnitzelverbrennung in staatlichen und kommunalen Gebäuden und eine bayernweite Imagekampagne für den Baustoff Holz. „Holz ist ein hochwertiger, CO2-bindender, langlebiger und leicht zu verarbeitender Werkstoff“, so Ludwig Hartmann. „Er kann uns helfen, durch Aufstockung von städtischen Altbauten die Wohnungsnot in den Ballungsräumen zu lindern. Die Holzetage auf dem Dach ist baustatisch gut umsetzbar und kann zur künftigen Beletage für Neustädter werden.“