Landwirtschaft | Wald
Grünes Antragspaket: "Walderhalt jetzt"
Agrarausschuss lehnt Anträge zum Walderhalt ab
26. Juni 2020
Abgelehnt – so weit, so erwartbar. Nachhaltige Waldbewirtschaftung werde in Bayern bereits betrieben, die Forstverwaltung sei motiviert, die derzeitigen Förderprogramme inhaltlich und finanziell ausreichend ausgestattet, um auf die Klimawandelfolgen angemessen reagieren zu können. Und überhaupt, es werde schon viel getan für den Wald in Bayern. Vieles davon stellen wir Grüne auch gar nicht in Frage. Aber dass diese Feststellungen ausreichen, um unsere Verbesserungsvorschläge in Sachen „Wald im Klimawandel“ abzulehnen, ist uns zu wenig. Dem Agrarausschuss hat diese Begründung aber offenbar gereicht, um genau das mit unseren sieben Anträgen aus dem Paket „Herausforderung Klimawandel – Walderhalt jetzt“ zu tun.
Dabei müsste doch allen klar sein, dass die Herausforderungen im Wald in den vergangenen Jahren noch einmal enorm gestiegen sind. Wir sind im dritten Trockenjahr in Folge, die Wälder im Dauerstress, Schädlinge fühlen sich pudelwohl, Sturm- und Extremwetterereignisse häufen sich, der Holzmarkt lag schon vor Corona am Boden, die Pandemie hat ihn noch weiter zerschlagen. Unsere Waldbesitzer*innen und Förster*innen wissen nicht mehr, wo sie anfangen sollen. Manche von ihnen haben sogar schon ganz kapituliert und lassen Schadholz einfach liegen. Weil sie das schiere Ausmaß der Schäden überfordert, weil sich eine Aufarbeitung finanziell nicht mehr lohnt.
Deshalb gilt es gerade jetzt in der Krise umso mehr, keine*n einzige*n bayerische*n Waldbesitzer*in zu verlieren. Nur wenn alle mit am Strang ziehen, können wir den Waldumbau schaffen. Darauf zielt unser Antragspaket ab, und auch darauf, die Forstbranche weiter handlungs- und den Wald als Lebensraum, Kohlenstoffsenke und Rohstofflieferant zukunftsfähig zu erhalten.
Was also fordern wir Grüne?
Wir müssen den Fehlentwicklungen der Vergangenheit begegnen und den Personalabbau im Forst stoppen. Es braucht in den nächsten vier Jahren 188 neue Förster*innen an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Der Waldumbau darf nicht am Fachpersonal scheitern. Die bayerischen Förster*innen beraten und unterstützen neben den Kommunen immerhin 700.000 Privatwaldbesitzer*innen. Sie alle in ausreichendem Maß zu erreichen, wird nicht machbar sein, solange jede*r Revierleiter*in rund 2000 Waldbesitzer*innen zu betreuen hat, wie das heute der Fall ist.
Wir müssen die forstliche Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit stärken. Bei jedem Spaziergang durch den Wald nehmen die Menschen die klimawandelbedingten negativen Veränderungen wahr: vertrocknete Kiefern, absterbende Fichten, braune Buchen. Die Menschen sind gerade auch während der Corona-Pandemie sensibler geworden im Hinblick auf Veränderungen in der Natur. Das ist zu begrüßen. Wir müssen das Interesse der Gesellschaft als Chance begreifen und jetzt angemessen darauf reagieren: Indem wir erklären, welche Maßnahmen im Wald notwendig sind, und so Verständnis und Akzeptanz für das forstliche Arbeiten schaffen.
Daneben müssen wir die Forstlichen Zusammenschlüsse in Bayern stärken. Gerade sie sind mit ihrem vielfältigen Dienstleistungsangebot für Privatwaldbesitzer*innen ein*e wichtige*r Partner*in für gelingenden Waldumbau. Wir müssen das Vertragsnaturschutzprogramm Wald erweitern, um die geforderten Maßnahmen aus den Natura2000-Managementplänen einfacher und schneller umsetzen zu können, flächendeckenden Waldnaturschutz zu betreiben und endlich langfristig mehr Biodiversität in die bayerischen Wälder zu bringen. Ein weiterer wichtiger Baustein unseres Pakets ist der Holzbau. Der Freistaat muss hier Vorbild sein, Holzbau flächendeckend umsetzen und ökologisches Bauen besser fördern.
Es bleibt also noch viel zu tun. Deshalb reicht es eben nicht aus zu betonen, dass alles irgendwie schon ganz gut läuft in Bayern – wir hätten uns eine engagiertere Auseinandersetzung mit unserem Antragspaket gewünscht!