Landwirtschaft | Wald

Herausforderung Klimawandel – Walderhalt jetzt“

Unser Wald ist viel mehr als ein Holzproduzent, er ist ein lebensnotwendiges Organ für die Erde – er ist die grüne Lunge Bayerns, die für unser Leben unverzichtbar ist.

22. Juni 2020

Die Analyse der aktuellen Situation zeigt: Wälder, Waldbesitzer*innen,  Förster*innen und Jäger*innen stehen vor einer nie dagewesenen Aufgabe – den Wald in Bayern zügig zu einem gesunden, struktur- und artenreichen Mischwald umzubauen, welcher der Klimaerwärmung und den damit verbundenen Herausforderungen am besten standhält. Gleichzeitig treffen die Klimawandelfolgen den Wald bereits heute mit voller Wucht. In den letzten Jahren treten Dürre- und Sturmereignisse vermehrt auf, flächendeckend kommt es zu Massenvermehrungen von forstschädlichen Insekten. Der Holzmarkt befindet sich aufgrund des Überangebots an Schadholz in der Krise. Die Folgen für den Lebens- und Wirtschaftsraum Wald und alle beteiligten Akteure sind dramatisch. Es gilt, jetzt zu handeln.Um das Waldland Bayern – knapp 37 Prozent der Landesfläche Bayern sind von Wald bedeckt – erfolgreich durch die Klimakrise zu führen, bedarf es vieler einzelner Schritte, die in ihrer Gänze ein umfangreiches Maßnahmenpaket darstellen. Ökologische Waldbewirtschaftung auf ganzer Fläche muss das übergeordnete das Ziel sein. Waldschutz, Walderhalt und Waldumbau müssen prioritär verfolgt werden. Zielgerichtete Förderung, hohes Fachwissen in der Fläche, vermehrte Forschungsanstrengungen, ein modernes Wildtiermanagement und nicht zuletzt eine nachhaltige Nutzung des Rohstoffes Holz sind notwendige Schritte auf dem Weg in eine gute Zukunft für den Wald. Öffentliche Wälder müssen bei all diesen Schritten ihre Vorbildwirkung stärker entfalten, private Waldbesitzer*innen vor allem bei Waldumbau und bei der Bekämpfung von Schadinsekten stärker unterstützt werden.  Der Wald und die Waldbesitzer*innen in Bayern werden in den kommenden Jahrzehnten mit einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß der Klimakrise konfrontiert sein. Daher gilt es, die richtigen politischen Akzente zu setzen, um einer angepassten und gesunden Waldentwicklung Vorschub zu leisten und den Waldbesitzer*innen eine Stütze in schwierigen Zeiten zu sein. Zeiten, in denen nicht nur die Herausforderungen wachsen, sondern auch der Holzmarkt am Boden liegt. Unser Antragspaket „Herausforderung Klimawandel – Walderhalt jetzt“ umfasst sieben Einzelanträge, mit denen wir die Forstbranche weiter handlungs- und den Wald als Lebensraum, Kohlenstoffsenke und Rohstofflieferant zukunftsfähig erhalten wollen. Damit wir auch beim Wald „mit Wumms“ aus der Krise kommen!  


I.   Zusätzliche Förster*innenstellen zur Bewältigung der gestiegenen Anforderungen aufgrund des Klimawandels
In Bayern gibt es rund 700.000 Waldbesitzer*innen. Seit 2005 wurden im Zuge des Stellenabbaus aus der Forstreform die Försterstellen drastisch reduziert, die Reviergrößen aber verdoppelt. Das heißt konkret vor 2005 gab es noch 580, jetzt nur 338 Reviere mit Reviergrößen zwischen 2.000 und 2.500 ha (vor 2005:  ca. 1.000 ha). Jeder Revierleiter der Forstverwaltung hat somit ca. 2.100 Waldbesitzer zu betreuen. Das wachsende Aufgabenspektrum bedingt einen erhöhten zeitlichen Einsatz aller Mitarbeiter*innen an den ÄELF. Den bayerischen Waldbesitzern*innen und Kommunen stehen im Vergleich zu anderen Bundesländern weniger staatliche Förster*innen zur Unterstützung zur Verfügung. Dies ist so nicht hinnehmbar, es muss zeitnah mehr Personal zur Beratung und Umsetzung des Waldumbaus eingestellt werden. Wir fordern daher für alle 47 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) in den kommenden vier Jahren jeweils eine*n zusätzliche*n Forstrevierleiter*in sowie eine*n zusätzliche*n Qualitätsbeauftragten Förderung (QbF) und eine*n Sachbearbeiter*in Förderung. Die von der Staatsregierung angedachten 15 Planstellen mehr pro Jahr reichen bei weitem nicht aus. Finanziert wird die Stellenmehrung aus den zugesicherten Bundesmitteln.


II.  Ausbau der forstlichen Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit
Die forstliche Öffentlichkeitsarbeit braucht mehr Gewicht. Bei jedem Spaziergang im Wald nehmen die Menschen die klimawandelbedingten negativen Veränderungen wie braune, trockene Kronen bei Kiefern oder großflächig absterbende Fichtenbestände wahr. Die Menschen in Bayern sind sensibler geworden im Hinblick auf Veränderungen in der Natur und haben Fragen. Das begrüßen wir. Darauf müssen wir aber auch reagieren. Deshalb brauchen neue Stellen für die Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit an den ÄELF und die zehn waldpädagogischen Einrichtungen. Wir müssen das „Bildungsprogramm Wald“ für die bayerischen Waldbesitzer ausbauen und weitere dezentrale Bildungszentren einrichten, um die hohe Nachfrage bedienen zu können. In den Bayerischen Staatsforsten ist die forstliche Öffentlichkeits- und Naturschutzarbeit als eigenständiges Arbeitsfeld anzuerkennen. Forstliche Öffentlichkeitsarbeit und Waldpädagogik muss als Pflichtfach mit deutlich höherem Stundenumfang in die Ausbildung an den Forstlichen Hochschulen, Universitäten und an der Forstschule Lohr etabliert werden.


III. Unterstützung der Forstlichen Zusammenschlüsse (FZUS)
Die FZUS spielen eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der Waldumbauoffensive. Eine finanzielle und personelle Stärkung der FZUS ist notwendig, um langfristige Perspektiven und Liquidität zu schaffen. Deshalb muss ihre Förderung unabhängiger vom Holzmarkt in der sog. Zweiten Säule gestaltet werden. Die vorhandenen 54 Berater*innenstellen der Waldbesitzervereinigungen an den ÄELF müssen in Koordinatoren*innenstellen mit festen Stellenanteilen überführt werden. Die handlungsbeschränkende De-minimis-Regelung muss aufgehoben werden. 


IV. Ausbau des Vertragsnaturschutzprogramms Wald (VNP Wald) 
Das VPN Wald spielt eine wichtige Rolle für die Umsetzung nationaler und internationaler Biodiversitätsprogramme, wird aber nicht im notwendigen Umfang von den Waldbesitzern angenommen. Das VNP muss daher inhaltlich überarbeitet werden. Um Antrags- und Verwaltungsabläufe zu vereinfachen, ist die Zuständigkeit für das VPN Wald komplett der Forstverwaltung zu übertragen. Die Gebietskulisse muss erweitert werden, damit naturschutzfachlich sinnvolle Maßnahmen bayernweit gefördert und umgesetzt werden. Nur so werden wir Biodiversität vermehrt auch im (Klein-)Privatwald und damit in der Fläche erhalten. Die Entgeltsätze sind zu überprüfen, die Fördersätze für einzelne Maßnahmen deutlich zu erhöhen, weitere Fördertatbestände aufzunehmen und die Laufzeit einzelner Maßnahmen ist zu erhöhen. Fördermittel ab einer Antragshöhe von 5000 Euro sollen jährlich ausbezahlt werden. 


V.  Ergänzung des WALDFÖPR 2020
Das Waldbauliche Förderprogramm 2020 (WALDFÖPR) muss ergänzt werden. Ziel des WALDFÖPR ist es unter anderem, einen Beitrag zum Schutz der Biodiversität, der Verbesserung von Ökosystemleistungen und der Erhaltung von Lebensräumen sowie Landschaften zu leisten. Deshalb ist es unerlässlich, dass die Fördertatbestände „Nutzungsverzicht von unschädlichen Schwachholzsortimenten und Gipfeln" und „Bereicherung von Waldlebensgemeinschaften“ entsprechend der vorhergehenden Richtlinien in die aktuelle WALDFÖPR 2020 aufgenommen werden. 


VI. Öffentliche Bauten mit Vorbildfunktion
Wer mit Holz baut, schont die Ressourcen und die Umwelt. Der Staat muss hier seiner Vorbildfunktion gerecht werden und sich die Selbstverpflichtung auflegen, Neu- und Umbauten sowie energetisch-gestalterische Modernisierungen im staatlichen Hochbau soweit möglich in moderner Holz- oder Holzhybridbauweise zu erstellen und vorrangig Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen (regional und zertifiziert) einzusetzen. Für den geförderten kommunalen Hochbau sind Nachhaltigkeitskriterien zu entwickeln, die Förderung ist dahingehend anzupassen, dass für den Einsatz von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen (regional und zertifiziert) zusätzliche Zuschüsse gewährt werden. Musterausschreibungstexte für Gebäude in Holz- oder Holzhybridbauweise für den staatlichen Hochbau und kommunale und institutionelle Bauherren sind zu entwickeln.


VII.  Ökologisches Bauen fördern
Die Staatsregierung muss im Rahmen der Weiterentwicklung des 10.000-Häuser-Programms den Einsatz ökologischer Baustoffe als Fördergegenstand aufnehmen und dafür ausreichend Mittel bereitstellen. Nur wenn wir den Holzbau konsequent weiterentwickeln, können wir maßgeblich dazu beigetragen, unsere Klimaschutzziele zu erreichen.

Unser Antragspaket hier zum Download