Landwirtschaft | Wald
Staatsforsten müssen konsequent auf den Rohstoffmarkt einwirken
Hans Urban zur Bilanz des größten deutschen Forstbetriebs: „Holzversorgung im Inland muss dauerhaft gesichert werden“
08. Oktober 2021
Zur Bilanz der Bayerischen Staatsforsten erklärt der forstpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Hans Urban:
„Wir sind froh, dass die Bayerischen Staatsforsten wie alle anderen bayerischen Walbesitzerinnen und Waldbesitzer das wirtschaftliche Tal am Holzmarkt durchschritten haben. Doch die Aufgaben werden mehr. Künftig gilt es für den größten bayrischen Waldbesitzer, aktiv auf den Holzmarkt einzuwirken.“ Dazu zählt unter anderem der Ausbau der Nasslagerkapazitäten* in Zusammenarbeit mit den Privatwaldbesitzenden, um künftige Preiseinbrüche auf dem Holzmarkt abzufedern. Hans Urban: „Die Bayerischen Staatsforsten müssen auf den Rohstoffmarkt und somit auf die Preisgestaltung konsequent einwirken. Denn die Ausschläge am Holzmarkt werden häufiger und extremer werden. Nur so kann auch eine Holzversorgung im Inland dauerhaft gesichert werden.“
Zudem mahnt Hans Urban an: „Gewinne müssen künftig bei den Bayerischen Staatsforsten verbleiben.“ Damit werde notwendiger Spielraum geschaffen, um Fremdkapital zurückzahlen zu können und Waldbau nicht auf Pump betreiben zu müssen. „Auch Investitionen in die Erholungsfunktion des Staatswalds könnten so geleistet werden – vom Wanderweg bis zum Radweg“, so Urban.
Die Bayerischen Staatsforsten sind am 20. Oktober erneut Thema im Landtag mit einer Anhörung von Sachverständigen zur Reform „Forstbetrieb 2030“. Hans Urban hatte diese beantragt mit dem Hinweis, dass die Umstrukturierung der Bayerischen Staatsforsten „nicht hinter verschlossenen Türen in einer Vorstandsetage, unterstützt durch eine wirtschaftsorientierte Unternehmensberatung“ geschehen dürfe. „Der Wald gehört uns allen. Deshalb muss seine Zukunft auch mit allen diskutiert werden: mit Expertinnen und Experten hier im Bayerischen Landtag als Vertretung unserer Bürgerinnen und Bürger. Moderne Klimapolitik in Bayern bedeutet auch, dass kein Staatswald mehr für Gewerbegebiete gerodet werden darf. Auch hier gilt: Denken bevor der Bagger kommt.“
Hintergrund:
Die Bayerischen Staatsforsten sind mit 8000 Quadratkilometern Fläche der größte deutsche Forstbetrieb. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte das Unternehmen mit 80 Millionen Euro Nettoverlust ein hohes Defizit verzeichnet. In diesem Jahr gab es durch stark steigende Holzpreise die umgekehrte Entwicklung zu verzeichnen. Dennoch liegt der Nettofehlbetrag noch bei 64 Mio. Euro, vor allem wegen der immer noch bestehenden Pensionslasten (operativer Verlust 2021 19,2 Mio., 2020 36,3 Mio.).
*In Nasslagern können große Holzmengen über Jahre hinweg gelagert werden, ohne dass das Holz an Qualität verliert.