Landwirtschaft | Wald

Agrarbericht: Leere Worte, sterbende Höfe

04. Dezember 2024

Die CSU lässt die vielfältig strukturierte Landwirtschaft sterben

Die CSU lässt die vielfältig strukturierte Landwirtschaft sterben. Das zeigt das heute von Landwirtschaftsministerin Kaniber vorgestellte Papier leider deutlich. 

Mia Goller: „Während größere Betriebe wachsen, sterben kleineren Höfe aus – die Kulturlandschaft bleibt auf der Strecke.“

Zum heute durch Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber vorgestellten bayerischen Agrarbericht erklärt Mia Goller, Sprecherin für Landwirtschaft der Landtags-Grünen:

„Die CSU lässt die kleinstrukturierte Landwirtschaft sterben. Während größere Betriebe immer noch größer werden, sperren die kleinen und mittleren Höfe ihre Tore für immer zu. Damit bleibt die Vielfalt der Kulturlandschaft auf der Strecke.“ 

Gerade die bayerische Staatsregierung werbe ja immer gern für Bayern mit Bildern kleiner Bauernhöfe und glücklichen Kühen auf grünen Wiesen. 

„Aber leider sieht die Wirklichkeit ganz anders aus! Noch gibt es wenige solcher Betriebe – aber der bayerischen Agrarpolitik fehlen ganz offensichtlich die Instrumente, um deren Zukunft auch wirklich zu sichern. Auch, was die rapide steigenden Pacht- und Kaufpreise angeht, die viele Betriebe noch ihre Existenz kosten können, versagt die Söder-Regierung auf ganzer Linie“, so Mia Goller

Erst in der letzten Legislatur hatten die Landtags-Grünen einen Gesetzentwurf eingebracht, der genau dieses Problem regeln sollte. Die Regierungsfraktionen haben diesen abgelehnt.

Widersprüche zwischen Verkünden und Handeln zeigt der Agrarbericht auch beim Thema ökologischer Landbau auf: Einerseits dokumentiert die Staatsregierung darin auf acht Seiten die Bedeutung der Biobauern und Biobäuerinnen für Umwelt, Artenvielfalt und Bodenfruchtbarkeit. „Und gleichzeitig torpediert die Staatsregierung alles, wenn es um konkrete Bekenntnisse zur ökologischen Landwirtschaft geht – wie etwa eine feste Bio-Quote in der Gemeinschaftsverpflegung, die immer noch fehlt. Wie soll Bayern denn so das Staatsziel von 30 Prozent Ökolandbau bis 2030 schaffen? Aktuell stehen wir erst bei 13,4 Prozent!“

Auch beim ausgesetzten KULAP*-Förderprogramm K 33 für eine vielfältige Fruchtfolge zum Humuserhalt stelle sich die Staatsregierung weiterhin quer. „Dass diese absolut sinnvolle Förderung einfach eingestampft wurde – offensichtlich, weil sie zu erfolgreich war und zu viele bäuerliche Betriebe diese abrufen wollten –, ist mehr als beschämend! Es hinterlässt bei Bäuerinnen und Bauern, die ihre Felder entsprechend der Vorgaben der Förderung bestellt und auch investiert haben, handfeste finanzielle Schäden.“ So etwas dürfe keinesfalls nochmal passieren. 

„Ein Wort der Entschuldigung der zuständigen Ministerin wäre hier durchaus angebracht“, so Mia Goller

Die Landtags-Grünen fordern nach wie vor eine angemessene finanzielle Entschädigung für die betroffenen Betriebe.

Darüber hinaus kritisiert Mia Goller: 

„Die Ministerin nutzt den bayerischen Agrarbericht vor allem als Vorwurfskarussell in Richtung Berlin und Brüssel. Was aber doch dieser Bericht vor allem sein sollte, ist eine absolut deutliche Aufforderung zum Handeln! Und zwar in Bayern! Die Anforderungen an das Landwirtschafts- und Ernährungssystem verändern sich rasend schnell. Und Umwelt-, Biodiversitäts- und Klimakrise verlangen erst recht nach tatkräftigen Lösungen. Wir alle müssen uns maximal anstrengen, Schäden durch den Kliamwandel abzumildern und unsere Landwirtschaft an die Veränderungen anzupassen. Denn unsere Landwirtinnen und Landwirte gehören zu den ersten, die die Klimakrise in vollem Ausmaß spüren.“

Hintergrund:

Alle zwei Jahre beleuchtet das Landwirtschaftsministerium mit seinem bayerischen Agrarbericht umfassend den Agrarstaat Bayern. Der Agrarbericht 2024 zeigt im Vergleich zum Bericht aus 2022 einen extrem deutlichen Unterschied im Strukturwandel auf: Jetzt wachsen jetzt wirklich nur noch die größeren Betriebe, die bäuerliche Mitte bricht weg – und es betrifft nicht nur die Betriebe zwischen 20 und 50 Hektar, sondern mittlerweile auch jene zwischen 50 und 100 Hektar (die vielleicht vor zehn, 15 Jahren noch in Wachstum investiert haben), auch sie liegen nun über dem durchschnittlichen Verlust.

*KULAP ist die Abkürzung für Kulturlandschaftsprogramm der Staatsregierung.