Landwirtschaft | Wald
Landtags-Grüne fordern schnellere Umsetzung des Grundsatzes „Wald vor Wild“ aus dem Waldgesetz
27. November 2024
Mia Goller: „Das ist Komödienstadl, keine nachhaltige Forstpolitik“ | Forstliches Gutachten zeigt deutlich zu hohe Belastung durch Verbiss
„Unsere bayerischen Wälder gehen vor aller Augen kaputt, doch statt einzugreifen, spielt die Söder-Regierung mit den Zuständigkeiten“, sagt Mia Goller, Sprecherin für Wald der Landtags-Grünen, nach der Vorstellung des aktuellen forstlichen Gutachtens.
Die Daten aus dem Gutachten sind alarmierend: Die Belastung durch Verbiss ist in beinahe der Hälfte der bayerischen Hegegemeinschaften, in denen sich Jäger*innen benachbarter Reviere zusammenschließen, „zu hoch“ oder „deutlich zu hoch“. Das Wild knabbert also Triebe junger Waldbäumchen ab und stört so den wichtigen Umbau zu gesunden, vielfältigen Wäldern. Sehr stark betroffen sind die sensiblen Bergwälder, für die Verbiss besonders fatal ist, da sie ohnehin langsamer wachsen. Mia Goller:
„Ausgerechnet die Lage der Weißtanne ist dramatisch. Sie wäre in Zeiten des Klimawandels eigentlich die Hoffnungsträgerin unter den heimischen Baumarten, besonders für den Berg- und Schutzwald. Doch die Verbisswerte bei der Tanne haben sich deutlich verschlechtert und ihr Flächenanteil insgesamt bleibt mager. Das muss uns zutiefst besorgen.“
Klare politische Signale seien überfällig, so Mia Goller.
„Doch die Staatsregierung konterkariert ihre eigenen Bemühungen. Sie will klimaresiliente Mischwälder, aber in der Praxis dauert der Umbau viel zu lange. Sie fördert die Wiederaufforstung im Wald mit erheblichen Mitteln und sieht dann dabei zu, wie alles wieder abgefressen wird – es ist geradezu absurd.“
Die Ursache für diese fehlgeleitete Politik sei das Zuständigkeiten-Wirrwarr in der Staatsregierung.
„Die CSU-Forstministerin bedauert die hohen Verbissschäden, aber der Freie-Wähler-Jagdminister will nicht konsequent gegensteuern und die Wildbestände auf ein waldverträgliches Maß reduzieren. Das ist Komödienstadl, keine nachhaltige Forstpolitik“, stellt Mia Goller fest.
Und weiter:
„Seit Jahren fordern Expertinnen und Experten dringend notwendige Änderungen: angepasste Jagdzeiten für Schalenwild oder auch die Abschaffung der überholten Hegeschaupflicht – doch die Anträge von uns Grünen dazu wurden abgelehnt. Wenn Jagdminister Aiwanger nun auch noch damit durchkommt, das Jagdgesetz aufzuweichen und Abschusspläne abzuschaffen, ist das einfach nur gefährlich für den Wald. Hier muss der Ministerpräsident endlich ein Machtwort sprechen!“
Die Landtags-Grünen fordern daher die konsequente Umsetzung des Grundsatzes „Wald vor Wild“, der bereits 2005 im Waldgesetz verankert wurde. Zudem braucht es mehr Beratung und Unterstützung für die Waldbesitzer*innen, die sich in Zeiten des Klimawandels mit großem Einsatz darum bemühen, einen gesunden Wald für die nächste Generation und für die Gesellschaft zu erhalten.