Kultur und Heimat

NS-Raubkunst: Bayerische Defizite beheben

<p><strong>Sepp Dürr kritisiert Aktionismus der Staatsregierung und fordert Stärkung der Provenienzforschung.</strong> Wir sehen das Kulturgut-Rückgewähr-Gesetz von Justizminister Bausback, über das am Freitag im Bundesrat entschieden wird, weiterhin kritisch. „Das ist offenbar eine Alibiaktion, um von den eigenen Defiziten bei der Provenienzforschung abzulenken“, erklärt der kulturpolitische Sprecher Dr. Sepp Dürr. So sei kein einziger Fall bekannt, bei dem die bayerische ‚Lex Gurlitt‘ die Rechte der ursprünglichen Eigentümer gestärkt hätte. <br>

12. Juni 2014


„Statt in Berlin Aktionismus zu betreiben, muss die Staatsregierung erst mal ihre eigenen Hausaufgaben machen“, fordert Sepp Dürr im Hinblick auf die Situation der Provenienzforschung in Bayern. Wie groß die Versäumnisse hier sind, beweist die Antwort der Staatsregierung auf eine grüne Anfrage zur ‚Provenienzforschung an staatlichen Museen‘. „Die Staatsregierung kann nicht einmal die dafür aufgewendeten Mittel beziffern.“ Seit der Unterzeichnung der Washingtoner Erklärung 1998 seien lediglich 22 Kunstwerke aus staatlichen Museen restituiert und gerade mal 300 von 1.500 Werken der Staatsgemäldesammlung mit offenen Provenienzfragen näher in Augenschein genommen worden. „Das sind lediglich 20 % und selbst die wurden bisher nicht abschließend untersucht.“

Auch bei der Unterstützung der nichtstaatlichen Museen müsse der Freistaat mehr tun, wie die Antwort auf eine zweite Anfrage der Landtags-Grünen zeige. So bestehe vor allem beim Museum Georg Schäfer, das von der Stadt Schweinfurt betrieben wird, Handlungsbedarf. „Wiederholt haben wir auf deren nicht-vorhandene Provenienzforschung hingewiesen, jetzt gibt uns auch das Justizministerium recht.“ Bisher habe es 17 Anfragen von Anwälten gegeben. Die Stiftung habe dem Museum eine Auflistung der Anfragen zugesichert und angekündigt, die Möglichkeiten eines Provenienzforschungsprojekts zu eruieren. „Alles nur vage Absichtserklärungen“, so Sepp Dürr. „Wir fordern seit langem, dass Museen nur dann staatliche Unterstützung gewährt bekommen, wenn sie auch Provenienzrecherche betreiben.“

lmo


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