Kultur und Heimat

Fall Gurlitt: Blamage für Bausback und Spaenle

<p><strong>Die Leiterin der „Taskforce Schwabinger Kunstfund", Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, <a href="https://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000004000/0000004255.pdf">berichtete im Ausschuss</a> für Wissenschaft und Kunst auf Veranlassung der Grünen über die zweijährige Arbeit des Gremiums zur Klärung der Provenienz der bei Cornelius Gurlitt gefundenen Kunstwerke.</strong> Berggreen-Merkel bestätigte, dass die Taskforce Ende des Jahres aufgelöst wird.

27. November 2015

Dabei ist ihre Bilanz mehr als bescheiden und die Arbeit alles andere als erledigt: Noch immer ist die Provenienz von 750 von insgesamt 1.259 Bildern nicht geklärt, von 500 unter Raubkunstverdacht stehenden Werken konnten gerade einmal bei fünf Bildern die rechtmäßigen Eigentümer ermittelt werden.

Für den kulturpolitischen Sprecher Sepp Dürr ein „beschämendes Ergebnis“, das zu Recht in der Öffentlichkeit im In- und Ausland auf heftige Kritik gestoßen sei. Für den angerichteten Scherbenhaufen trügen die zuständigen Minister Bausback und Spaenle die Verantwortung, so Dürr in der Ausschussdiskussion. Sie hätten zu Beginn der Affäre die Geheimniskrämerei der Staatsanwaltschaft und die unverhältnismäßige Beschlagnahmung der Kunstwerke durch die Staatsanwaltschaft unterstützt und gerechtfertigt mit der Behauptung, es handele sich bei ihnen um einen singulären Nazi-Schatz, was Experten schon zum damaligen Zeitpunkt bezweifelten.

Kein Gespür für kulturpolitische Bedeutung und internationale Relevanz

Behörden und Minister hätten damit gegen elementare Persönlichkeitsrechte von Gurlitt verstoßen, die Hilflosigkeit des alten Mannes schamlos ausgenutzt und ihm z.B. nicht einmal einen Rechtsbeistand zugewiesen. Auch in der Folgezeit wäre nicht den Kontakt zu ihm gesucht worden, um ihm die Gelegenheit zu geben, die Vorwürfe auszuräumen oder von ihm Informationen über die Herkunft der Sammlung zu erhalten. Gleichzeitig hätten sie bei den Opfern und ihrer Erben überzogene Erwartungen geweckt und mit der Ankündigung, innerhalb eines Jahres die Provenienz der Bilder zu klären und sie an die ursprünglichen Eigentümer zu restituieren, zusätzlich befeuert. Bis heute zeige das Agieren von Bausback und Spaenle in der Angelegenheit, dass ihnen jedes Gespür für die kulturpolitische Bedeutung des Kunstfunds und dessen internationale Relevanz abgehe, kritisierte Dürr. „Sie haben ernsthafte Bemühungen um Aufklärung vermissen lassen, die Unterstützung der Taskforce war ebenso halbherzig wie generell die der Provenienzforschung in den eigenen Häusern.“

Ob die unerledigte Arbeit der Taskforce fortgeführt wird, ist offen. Berggreen-Merkel hofft, dass sich das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg um sie kümmern wird. Die Finanzierung der dazu nötigen Stellen ist nicht gesichert. Die Staatsregierung fühlt sich dafür nicht mehr in der Pflicht. Dürr: „Sie hat sich damit klammheimlich aus der Affäre verabschiedet und reicht jetzt den schwarzen Peter an den Bund weiter“.