Kultur und Heimat

Münchner Konzertsaal: Versäumnisse und viele offene Fragen

<p>Kunstminister Spaenle erläuterte im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst das weitere Vorgehen der Regierung beim Konzertsaalneubau in München. Sein Ministerium will bis Anfang Dezember einen Standortvorschlag machen und ein Modell zur Realisierung des Projekts entwickeln. Parallel dazu wird das Finanzministerium in Verhandlungen mit den privaten Investoren des Werksviertels und der Paketposthalle treten, den beiden Standorten, die in einer von der Regierung in Auftrag gegebenen Studie favorisiert werden. Bis 2018 soll der Konzertsaal „unumkehrbar“ auf den Weg gebracht werden.

23. Oktober 2015

Der kulturpolitische Sprecher Sepp Dürr meldete Zweifel an: „Nach der Standort-Kakophonie der letzten Monate und Jahre muss man skeptisch sein, ob die Regierung diesmal seriöser arbeitet, dazu hat sie zu viele Seifenblasen produziert und dann wieder platzen lassen“.

Die CSU-Regierung habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht, kritisierte Dürr Spaenle in der Ausschussdiskussion: Bis heute sei er ein gesamtbayerisches Kulturkonzept zum Erhalt und Ausbau eines reichhaltigen Kulturlebens in allen Regionen Bayerns – wie von den Grünen seit Jahren, zuletzt erst im September, gefordert – schuldig geblieben. Solange die Regierung ihre Verantwortung für die gesamte bayerische Kulturlandschaft ignoriere, sei eine sachgerechte Entscheidung über einen Neubau nicht möglich, so Dürr weiter. Lieber verspreche sie wahllos Gelder für Großprojekte, z.B. für den Konzertsaalneubau in Nürnberg, für die Sanierung des Augsburger Theaters oder der Festung Marienberg in Würzburg, deren Kosten sich jeweils auf bis zu dreistelligen Millionensummen belaufen. Wie die Regierung ihre Vorhaben und den bereits heute absehbaren Investitionsbedarf vieler weiterer Kultureinrichtungen finanzieren wolle, dazu schweige sie sich aus, bemängelte Dürr.

So wenig sie darauf Antworten habe, so wenig konnten auch die vielen Fragen zum Münchner Neubau nicht beantwortet werden. Bei den Kosten wollte sich Spaenle nicht festlegen: Er bezifferte sie auf voraussichtlich irgendwie zwischen 150 und 250 Millionen Euro. Auch verlässliche Zusagen zur Mitfinanzierung seitens des Bayerischen Rundfunks als Träger des Symphonieorchesters und privater Sponsoren, die Ministerpräsident Seehofer stets angekündigt hat, gibt es nicht, musste Spaenle auf Nachfragen von Dürr einräumen. Zu Alternativen zu den Standorten Werksviertel und Paketposthalle, sollten die Gespräche mit den Investoren scheitern, konnte Spaenle nichts sagen. „Einen Plan B hat die Regierung nicht. Dann beginnt das unendliche Spiel von neuem“, sagte Dürr voraus, „wahrscheinlich wird dann wieder ein Neubau im Finanzgarten ins Spiel gebracht, der eben erst als nicht durchsetzbar verworfen wurde“.

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