Kultur und Heimat

Aufklärung verhindert: CSU lehnt Informationstafeln an staatlichen Nazibauten ab.

Relevante staatliche Gebäude mit NS-Bezug werden auch in Zukunft nicht kenntlich gemacht. Die CSU-Mehrheit lehnte im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst bei Enthaltung von Freien Wählern und SPD einen der Grünen ab.

26. Februar 2016

Diese hatten gefordert, mit sichtbaren Informationstafeln und z.B. Apps über die mit den Bauten in der NS-Zeit verknüpften Ereignisse, Funktionen und Personen aufzuklären. Die Defizite sind offensichtlich: Selbst in der „Hauptstadt der Bewegung“ in München mit ihren vielen Nazibauten im Eigentum des Freistaats hat die Regierung es bis heute unterlassen, auf sie hinzuweisen. Bezeichnend, dass sie an der Musikhochschule diese Woche eine Gedenktafel zum Münchner Abkommen anbringen ließ, aber nicht erwähnt, dass es sich bei ihr um den „Führerbau“ handelt. „Damit wird einmal mehr die Chance verpasst, die Erinnerung an die Geschichte der Nazi-Terrorherrschaft wachzuhalten“, erklärte der kulturpolitische Sprecher Sepp Dürr.

Je weniger Zeitzeugen es gebe und je mehr es an Wissen und Bildung über die geschichtlichen Zusammenhänge dieser Zeit fehle, desto mehr können die Orte und Bauten helfen, die Erinnerung an dieses Kapitel der Geschichte zu bewahren, begründete Sepp Dürr in der Ausschussdiskussion den Antrag. Sie ermöglichen einen direkten Zugang zum Geschehenen und lassen die Ereignisse wieder konkret werden. Mit Hinweistafeln an den wesentlichen Gebäuden werde die NS-Geschichte wieder sicht- und lokalisierbar und vermittele auch dem zufälligen Passanten, der ansonsten achtlos an ihnen vorbeigegangen wäre, Einblicke in die Zusammenhänge und Hintergründe der Vergangenheit.

Das sehen auch Fachleute so: Das neu errichtete NS-Dokuzentrum in München zum Beispiel bezieht die zahlreichen Täterorte in seiner Umgebung in die Ausstellung bewusst mit ein. „Die authentischen Täterorte sind Teil der Dokumentation und Präsentation“, heißt es in der Einführung seines Katalogs. Durch den Bezug auf sie erfährt der Besucher „unmittelbar“: „Genau hier ist es gewesen“.

Die CSU-Mitglieder im Ausschuss konnten sich den Argumenten der Grünen nicht verschließen, wollten aber dennoch dem Antrag nicht zustimmen. Sie führten die vorgeblich hohen Kosten an, betonten, dass sie aus Gründen der Subsidarität nicht den Gemeinden und Städten vorgreifen wollen und die Zahl der in Frage kommenden Gebäude uferlos sei. Für Sepp Dürr vorgeschobene Gründe: „Wir sind uns alle einig, dass Handlungsbedarf besteht. Die Erinnerung darf nicht nur in den Gedenkstätten und Dokumentationszentren wachgehalten werden, aber über die Geschichte dort, wo sie sich ereignet hat, wird geschwiegen. Es muss ein Anfang gemacht werden, ein erster Schritt wäre, die zentralen staatlichen Gebäude, die mit der NS-Herrschaft verbunden sind, mit Informationstafeln zu versehen. Die Kosten dafür sind überschaubar.“

Zum Antrag "Informationstafeln an staatlichen Gebäuden mit NS-Bezug"