Kultur und Heimat

Grüner Erfolg: Kultur-Volontariate werden angemessen bezahlt

Auf Druck der Landtags-Grünen hat die Regierung die bisher geringen Gehälter von wissenschaftlichen VolontärInnen an staatlichen Kultureinrichtungen angehoben. Ab 1. Januar beträgt die Vergütung ein halber Lohn der Entgeltgruppe 13 TV-L, momentan 1.759 € monatlich. Das teilte das Spaenle-Ministerium in einem Bericht mit, der diese Woche im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst diskutiert wurde.

08. April 2016

„Es ist höchste Zeit, dass der Freistaat endlich seiner Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern gerecht geworden ist und dem Lohndumping ein Ende gesetzt hat“, begrüßte der kulturpolitische Sprecher Sepp Dürr das Eingehen der Regierung auf die grüne Forderung.

Wie sie in der Antwort auf eine grüne Anfrage im April letzten Jahres einräumen musste, bezahlten die staatlichen Kultureinrichtungen den Museumsnachwuchs bisher von Haus zu Haus unterschiedlich und mehrheitlich skandalös schlecht, obwohl die Anforderungen an ihn hoch sind – abgeschlossenes Studium, in einem Drittel der Ausschreibungen Promotion und häufig Zusatzqualifikationen. Die Staatsgemäldesammlungen, das Landesamt für Denkmalpflege, die Schlösserverwaltung und das Künstlerhaus Villa Concordia in Bamberg zahlten Gehälter von monatlich 1.285 € und damit rund 200 € weniger als der gesetzliche Mindestlohn vorsieht, lediglich die Stiftung Bayerische Gedenkstätten und der Sonderfall Staatsballett vergüteten die VolontärInnen besser, letzteres allerdings auch nur, weil sie bereits an Produktionen mitwirken, wie in der Antwort angemerkt wird.

Die Grünen verlangten deshalb in einem Antrag von der Regierung eine faire Entlohnung der VoountärInnen und die Umsetzung der Empfehlungen des Arbeitskreises "Volontariat im Deutschen Museumsbund", etwa das Recht auf Fortbildung. Außerdem soll, so die Landtags-Grünen, auch die Förderung der nichtstaatlichen Museen von einer angemessenen Bezahlung der VolontärInnen abhängig gemacht werden. Denn im reichen Bayern ist der Verdienst besonders gering. Während 2014 bundesweit rund die Hälfte der VoluntärInnen nach 0,5 TVöD bezahlt wurde, war es in Bayern gerade einmal ein Drittel. 60 Prozent der VoluntärInnen erhielten weniger als den Mindestlohn. Sie erzielten ein Nettoeinkommen von 12.000 € und lagen damit nur knapp über der Armutsgrenze. Davon mussten die meisten wegen der großen Entfernungen im Flächenstaat Bayern auch noch die Kosten für eine zweite Wohnung und Haushalt tragen. In anderen Bundesländern ging es dem Museumsnachwuchs schon bisher besser: In Baden-Württemberg wurden 2013 immerhin 64 Prozent entsprechend der Empfehlung bezahlt. Und Niedersachsen hat für die staatlichen Einrichtungen eine Vergütung nach 0,5 TV-L 13 bereits 2008 per Gesetz festgeschrieben.

„Mit der Anhebung der Gehälter um monatlich knapp 500 € erreichen die Gehälter jetzt ein Niveau, das anderswo schon die Regel ist. Und in Hinblick auf die nichtstaatlichen Einrichtungen kommt die Regierung endlich ihrer Vorbildfunktion nach. Wir erwarten, dass sie auch unsere weiteren Forderungen umsetzt“, erklärte Sepp Dürr in der Ausschussdiskussion. Leider war die Vertreterin des Kunstministeriums so schlecht vorbereitet, dass sie dazu Antworten schuldig blieb. Sie sollen jetzt zeitnah nachgereicht werden.

Hier geht es zum Antrag "Lohndumping  in staatlicher  Verantwortung  stoppen – Wissenschaftliche Volontariate angemessen entlohnen!"
Hier geht es zur Anfrage "Arbeitsbedingungen von Volontärinnen und Volontären im staatlichen Kulturbereich"