Kultur und Heimat

Münchner Nazibauten werden sichtbarer

Auf Initiative der Landtagsgrünen soll an wichtigen Nazibauten in München mit einer App des NS-Dokumentationszentrums mit Hintergrundinformationen zu ihrer Geschichte in der NS-Zeit hingewiesen werden.

15. Juli 2016

Die Regierung soll sich jetzt mit der Stadt München und dem NS-Dokumentationszentrum ins Benehmen setzen und die Modalitäten klären. Der grüne Antrag fand im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst fraktionsübergreifend Zustimmung.

Ein weitergehender Antrag der Landtagsgrünen, bayernweit an ausgewählten staatlichen Gebäuden mit NS-Bezug Informationstafeln anzubringen, war noch im Februar von der CSU-Mehrheit mit der Begründung abgelehnt worden, die Kosten seien zu hoch und die Auswahl der in Frage kommenden Gebäude zu schwierig.
Wir hatten daraufhin einen neuen Vorstoß unternommen mit der Maßgabe, sich auf München zu konzentrieren. Die „Hauptstadt der Bewegung“ hat sich seit jeher schwer mit der Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit getan. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis sie sich für das Dokuzentrum entscheiden konnte, bis heute wird im öffentlichen Raum mit wenigen Ausnahmen nicht auf die vielen Nazibauten hingewiesen. Der Ausschuss folgte dem grünen Anliegen und beauftragte die Regierung zu prüfen, ob Informationstafeln eine geeignete Form der Erinnerung an die NS-Vergangenheit sind. Obwohl Die CSU-Regierung in ihrem Bericht, der diese Woche im Ausschuss vorgestellt wurde, in Anlehnung an Goethe konzediert, „man sieht nur, was man weiß“, sprach sie sich aus wenig überzeugenden Gründen gegen die Anbringung von Informationstafeln aus. Die CSU wollte ihr jedoch nicht folgen, sondern schloss sich den grünen Argumenten an.
„Vielen fehlt es an unmittelbaren Erfahrungen und an Wissen über geschichtliche Zusammenhänge der Zeit der NS-Herrschaft. Die Mehrheit wird ohne sichtbare Hinweise achtlos an den Gebäuden vorbeigehen“, meinte der kulturpolitische Sprecher Sepp Dürr in der Ausschussdiskussion, „Kennzeichnungen helfen, das NS-Terrorregime im öffentlichen Raum zu lokalisieren“. Die Fraktionen einigten sich, statt Informationstafeln Hinweise auf die App des Dokuzentrums an den Gebäuden anzubringen. „Wir können mit dem Kompromiss gut leben. Wichtig ist uns, dass die Erinnerung an die NS-Geschichte wachgehalten wird“, zog Dürr das Fazit.
Die App des Dokuzentrums bietet Informationen zu 120 Orten und Gebäuden in München. Mit Texten, Biographien, Bildern und Videos informiert die App über Ereignisse und Personen, die mit ihnen verknüpft sind.

Informationstafeln an NS-Gebäuden Antrag (Drs. 17/10439

Informationstafeln an staatlichen Gebäuden mit NS-Bezug Antrag (Drs. 17/9838):