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Krieg ist immer auch Angriff auf kulturelle Identität
Antrag: Kulturgutschutz für die überfallene Ukraine und UNESCO-Aufruf unterstützen
29. April 2022
Kultur ist mächtig. Das wissen auch die Despoten dieser Welt. Ja, das Maskulinum steht hier bewusst, denn eine der ersten Amtshandlungen der toxisch männlichen Putin-Regierung nach der Annektion der Krim war, dort ein Opernhaus bauen zu lassen. Kriege werden immer auch mit dem Ziel geführt, die Kultur eines Volkes zu zerstören, die kulturelle Vielfalt und die oft mannigfaltigen kulturellen Identitäten zu vernichten.
Bei der hernach installierten Kultur der Eroberer geht es nicht um schöngeistige Neigung oder gar Kunstfreiheit als Säule der Demokratie. Nein, es geht um eine Geste der Macht und Kontrolle. Wo Kultur der gegnerischen Seite vernichtet ist, lässt sich beschaulich regieren. Dass so auch die Weltgemeinschaft kulturelles Erbe verliert – und zwar für immer – zeigte die grausame Vernichtung von Aleppo.
In der Ukraine sind durch den russischen Angriffskrieg derzeit über 3.000 Kulturstätten bedroht, darunter auch sieben von der UNESCO geschützte Welterbestätten. Viele Objekte und Gebäude wurden bereits zerstört. Die Menschen in der Ukraine retten, was zu retten ist: Sandsäcke werden gemeinsam befüllt und gestapelt. Was beweglich ist, versucht man aus der Schusslinie zu nehmen, indem die Objekte in Notlagern oder Kellern untergestellt oder, wenn möglich, außer Landes verbracht werden. Die Weltgemeinschaft hilft, digitale Schätze wie eines der größten und ältesten Volksmusik-Archive der Welt zu retten, während täglich Server mit digitalisiertem Kulturgut offline gehen.
Das breite zivilgesellschaftliche Engagement ist eindrucksvoll, international wird es von Ehrenamtlichen, Hauptamtlichen und Verbänden gestützt – so etwa vom International Council of Museums (ICOM). Unsere bayerische Kulturstaatsministerin Claudia Roth schiebt natürlich auf Bundesebene an und hat gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt das „Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine“ ins Leben gerufen. Hier in Bayern wünschen wir uns für bayerische Institutionen ebenso tatkräftige Unterstützung der Staatsregierung, die über das Anleuchten von Gebäuden in Blau-Gelb hinausgeht.
Wir Landtags-Grüne wollen, dass staatliche und staatlich geförderte Einrichtungen von der Söder-Regierung ein klares Signal erhalten, dass sie sich im Kulturgutschutz der Ukraine engagieren dürfen, können und unbedingt sollten! Mit Unterzeichnung der Haager Konvention haben wir hier gemeinsam Verantwortung übernommen, der wir gerecht werden müssen – eine Aufgabe, zu der auch Bayern beitragen kann und sollte.
Dieses wichtige ideelles Bekenntnis, das ohne große Kosten und Aufwand zu haben wäre, haben die Regierungs-Fraktionen im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst leider verweigert.