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„Film in Zeiten des Rechtsrucks – Demokratie und Pluralität verteidigen!“

Die Landtags-Grünen haben während des Filmfests München in den Landtag geladen.

12. Juli 2024

“Stell’ Dir vor, du wachst auf, und auf den Frequenzen des MDR sendet ein Thüringer Staatsfunk statt einer staatsfernen ARD.” Was Sanne Kurz, Sprecherin für Kultur und Medien, so zuspitzte, macht klar, wie wichtig es ist, dass wir als gesellschaftliche Mitte zusammenstehen, gerade in Kunst, Kultur und Medien, weshalb wir als Landtags-Grüne während des Filmfests München in den Landtag geladen hatten. 
 
Ehrengast und Key-Note-Speakerin, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, mahnte eindringlich: Wir stecken mitten in einem heftigen Kulturkampf. Denn Demokratie ist auch im Freistaat nicht von Haus aus immun gegen Angriffe, wir müssen täglich für sie kämpfen. Genauso wie wir Kunst, Kultur und Film vor demokratiezersetzenden Bestrebungen schützen und für Kunstfreiheit täglich neu einstehen müssen. Die “Brüssler Erklärung - für die Freiheit der Kunst”, initiiert von Claudia Roth und dem Grünen MdB Erhard Grundl ist eine Petition, “die schon 2018 erste Bestrebungen dieses Kulturkampfs von rechts klar benannte und heute aktueller ist denn je”, betonte Sanne Kurz. 

Als demokratisches Element hatten wir Landtags-Grüne einen leeren Stuhl mitten auf das Podium gestellt. Die Gäste waren eingeladen, mit ihrer Expertise je eine Viertelstunde mitzudiskutieren, sich einzubringen, aber auch selbst Fragen zu beantworten und ihre Perspektive zu vertreten. 

Neben den geladenen Gästen auf der Bühne - Kulturstaatsministerin Claudia Roth, dem für Film zuständigen grünen Bundestagsabgeordneten Michael Sacher und Morgane Remter vom “Netzwerk Film & Demokratie“ - lud dieser offene Stuhl zum Austausch in thematisch unterschiedliche Richtungen. So setzte die Schauspielerin Roxana Samadi das Thema Diversität und bezweifelte, dass “Häkchen setzen” bei Förderentscheidungen allein ausreichend sei. Samadi forderte, dass Diversität zu gelebter, konkreter Realität werden müsse. Ein Mindset müsse sich verändern: „Wenn immer nur Lisas in Geschichten auftauchen, dann sieht die Realität eben auch entsprechend aus.“ - Kulturstaatsministerin Claudia Roth griff den Impuls auf: Das Riesenthema Diversität habe besonderen Stellenwert, daher würde es auch mit dem neu geschaffenen Diversitätsrat und bei Neubesetzungen in der Filmförderanstalt des Bundes mit der Novelle des Filmfördergesetzes Einzug halten.  

Felix Buder von der AG Kino wies als “Stuhlgast” auf Kinos als niedrigschwellige analoge Dritte Orte hin, die immer wichtiger würden, um aus den eigenen Filterblasen rauszukommen. Denn “Dritte Orte” sind Orte neben Familie und Arbeit, an denen Menschen sich treffen und in Austausch treten können, wo Begegnung möglich wird, unsere Gesellschaft ihren Kitt erhält. Michael Sacher, selbst einst Kinobetreiber, sieht gerade in den kleinen Filmtheatern eine „kreative Ursuppe“, wo auch andere Geschichten erzählt werden könnten. Auch die Kinos würden bei der Novelle der Filmförderung nicht vergessen, so Claudia Roth, im parlamentarischen Verfahren plane man hier die Novelle des Filmfördergesetzes noch abzurunden. 

Morgane Remter plädierte für mehr Sichtbarkeit der zahlreichen soziokulturell engagierten Organisationen, die es gerade auch in Ostdeutschland gebe. Junge Menschen wieder an Bord zu holen, das sei eine Herausforderung. Wie junge Menschen erreicht werden könnten, das trieb auch Daniel Reber auf dem offenen Stuhl um, der sich als junge und queere Person fragte, wie eine breite Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen in seiner Generation mit Minderheitenschutz und Repräsentation zusammengingen. Neben der Politik ist hier auch die Branche selbst gefragt, neue Wege zum Publikum zu finden. Dass dies gerade im künstlerisch-kreativen Bereich nicht ohne Unterstützung der Politik möglich ist, versteht sich von selbst.    

Nach fast zwei Stunden gab es keine Zweifel: Es braucht eine klare Kante gegen rechts und ein kraftvolles, lautes Engagement für eine vielfältige, demokratische, freie Kunst - und Filmkunst! 

Fotos: Philipp Thurmaier