Gesundheit und Pflege

Affäre Haderthauer: "An Absurdität kaum zu übertreffen!"

Hinter uns liegen zwei interessante Zeugenbefragungen im Untersuchungsausschuss „Modellbau“. Bereits vor zwei Wochen berichtete der Patient und begnadete Modellbauer St. über den Modellbau in Ansbach und Straubing, die Firma SAPOR Modelltechnik GbR und sein Verhältnis zu den Haderthauers. In der gestrigen Sitzung sagte Prof. Dr. Athen, der ehemalige ärztliche Leiter des BKH Ansbach als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss aus.</p>

10. Juli 2015

Die Befragungen haben eindeutig ergeben, dass der Patient St. Anfang 2000 aus rein organisatorischen Gründen nach Straubing verlegt wurde, da  die Modellbautherapie in Ansbach seitens der neuen Chefärztin nicht mehr erwünscht war. Medizinische Gründe gab es nicht; und nur diese hätten eine Verlegung in die hochgesicherte, teuerste Maßregelvollzugsanstalt Bayerns rechtfertigen können. Doch  was wäre der Modellbau ohne St. gewesen? Nichts. „Das war eine Einheit“, so der Zeuge Prof. Dr. Athen.Ulrike Gote, rechtspolitische Sprecherin und Mitglied der Landtagsgrünen im Untersuchungsausschuss „Modellbau“: „Dieser ganze Vorgang ist an Absurdität kaum zu übertreffen!“ Zentrale Fragen sind, wer die Verlegung der Modellbautherapie und des Patienten St. eingefädelt hat und welche Motive dahinterstanden.

Untragbare Situation in der Forensik

In der Ansbacher Forensik gab es bis zum Neubau des Hauses Anfang der 2000erJahre nur zwei Schlafsäle für je  30 bis 35 Patienten.. Ohne jegliche Privatsphäre lagen  Schlägereien an der Tagesordnung. Die einzige Beschäftigung und Therapiemaßnahme, war das „Tütenkleben“. Nur einige wenige Patienten hatten das Glück mit St. in der Modellbautherapie mitzuarbeiten. Ulrike Gote: „Die Zustände in der Psychiatrie, wie sie der Zeuge schildert, sind nicht hinnehmbar und müssen nochmal eigens zum Thema des Untersuchungsausschusses gemacht werden.“

Obwohl die Modellbautherapie in Ansbach ein Vorzeigeprojekt war, mit dem man sich auch vor Besuchergruppen brüstete, will der ehemalige ärztliche Direktor Athen nichts von den geschäftlichen Umständen gewusst haben. Er behauptete gestern, dass er erst im Jahr 2014 aus der Presse erfahren habe, dass sein ehemaliger Mitarbeiter Dr. Hubert Haderthauer und dessen Frau Christine r auch an der Firma SAPOR Modelltechnik GbR beteiligt waren.“ Das ist schwer zu glauben“, so Ulrike Gote. Schließlich gab es Anfang 2000 erhebliche Streitereien rund um die Sicherheit im Modellbau, woraufhin sich der Bezirkstag und eine unabhängige Forensikkommission ausführlich mit dem Thema befassten und dabei auch die geschäftlichen Hintergründe beleuchteten. Dass ausgerechnet der Ansbacher Chef diesen Bericht nicht gelesen haben soll, ist mehr als unwahrscheinlich.

Ausblick

Nach der Sommerpause werden weitere Zeuginnen und Zeugen aus dem BKH Ansbach geladen, um die Hintergründe und vor allem den Beginn der Modellbautherapie zu beleuchten. Ulrike Gote: „Der Untersuchungsausschuss „Modellbau“ hat bereits einige neue Erkenntnisse ans Licht gebracht und ich freue mich auf weitere spannende Sitzungen.“