Hebammen besser unterstützen
Hebammen wollen keine Almosen, ihre wertvolle Arbeit muss anerkannt und angemessenen bezahlt werden.
31. Januar 2019
Die Akademisierung der Hebammenausbildung wird kommen – auch in Bayern! Wir Landtags-Grüne erwarten, dass es dadurch zu einer höheren Anerkennung der Hebammen und ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit kommt. Mit einer akademischen Ausbildung ist auch die Möglichkeit verbunden, Forschung zu betreiben zu genau den Fragen, die Hebammen aus ihrer eigenen Erfahrung heraus wissenschaftlich untersuchen wollen. Die Tätigkeit der Hebammen ist komplex, zu den medizinischen, psychologischen und sozialwissenschaftlichen Kenntnissen müssen auch betriebswirtschaftliche und rechtswissenschaftliche Kenntnisse kommen, für diejenigen, die eine eigene Praxis eröffnen, ein Geburtshaus oder einen Kreissaal leiten. So gut die Ausbildung an den Schulen war und ist, an einer zukünftigen Vollakademisierung der Hebammen-Ausbildung führt – jetzt auch in Bayern - kein Weg vorbei. Wichtig ist für uns Landtags-Grüne, dass es keine zwei Klassen bei den Hebammen geben wird und dass es Studiengänge in allen Teilen Bayerns geben wird (bisher sind nur Studiengänge konzipiert für München, Regensburg und Landshut), und dass das Lehrpersonal keine Nachteile erleidet.
Solange Hebammen ihre berufliche Tätigkeit einschränken und z.B. nicht mehr in der Geburtshilfe arbeiten, wird die Situation für werdende Eltern in Bayern immer prekärer. Trotz steigender Geburtenraten schließen vor allem im ländlichen Raum Geburtshilfestationen, die Zahl der Betten geht zurück. In den vergangenen Jahren haben in Bayern 12 Geburtshilfestationen ganz oder vorübergehend geschlossen. In fünf Landkreisen in Unterfranken, in fünfzehn in ganz Bayern, gibt es gar keine Geburtshilfestation mehr. Eine wirklich wohnortnahe Versorgung mit Geburtshilfe ist deswegen für viele junge Eltern nicht mehr umzusetzen, die Wege in die Klinik bleiben weit. Grund der Schließungen: Personalmangel. Gerade für werdende Eltern auf dem Land sorgt diese Situation für große Verunsicherung. Weite Anfahrtswege sind die Folge und von einer Wahlfreiheit kann schon kaum mehr eine Rede mehr sein.
Deshalb haben wir Landtags-Grüne vor exakt zwei Jahren mehrere Forderungen in den Bayerischen Landtag eingebracht, um die Attraktivität der Geburtshilfe zu steigern, in den Regionen, in denen es zu wenige Hebammen gibt, und in den Teilen des Berufsfeldes, in denen zu wenige Hebammen arbeiten, z.B. der Geburtshilfe. Das sind unsere Forderungen:
- Förderung der Hebammen bei der Gründung der Hebammenpraxen (analog zur Niederlassungsförderung für Hausärzte bzw. Hausärztinnen), die geburtshilfliche Leistungen anbieten und mit Kliniken und niedergelassenen Gynäkologen bzw. Gynäkologinnen zusammenarbeiten;
- Finanzielle Anreize, Zuschüsse oder Stipendien z.B. für herausragende Leistungen der Auszubildenden an Hebammenschulen, für Wohnen für die Auszubildenden in den Ballungsräumen;
- Unterstützung der Kliniken, damit sie z.B. bessere Arbeitsbedingungen und sonstige Unterstützungs¬maßnahmen für Hebammen anbieten (hier insbesondere Möglichkeiten der Wohnheime für Hebammen in den Ballungsräumen).
- finanzielle Hilfe bei der Praxisgründung, Hilfe bei der Wohnungsbereitstellung
Inzwischen hat die CSU sich entschlossen, finanzielle Anreize für Hebammen zu geben und steuert in Richtung Voll-Akademisierung der Habammenausbildung. Aber: viele Hebammen haben inzwischen der Geburtshilfe oder ihrer ganzen Tätigkeit bereits den Rücken gekehrt. Es ist schwer diese wieder zurückzugewinnen. Sie wollen keine Almosen, sondern sie wollen, dass ihre wertvolle Arbeit anerkannt wird und dass sich dies auch in einer angemessenen Bezahlung wiederspiegelt.