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Zunehmende Kurzsichtigkeit bei Kindern: „Alarmzeichen sind mehr als deutlich“

Studie zufolge könnte die Corona-Pandemie Auswirkungen auf die Augengesundheit von Schüler*innen haben – Landtags-Grüne fordern
Forschungsmaßnahmen, mehr Prävention und Schutz für Kinder

30. August 2021

Homeschooling, Fernsehen, Internetkonsum: Viele Kinder haben während der Corona-Pandemie mehr Zeit vor Bildschirmen verbracht als vorher. „Die Folge könnte eine stärkere Zunahme von Kurzsichtigkeit unter Schülerinnen und Schülern sein. Diesen Zusammenhang legt eine aktuelle Studie nahe. Aber die Staatsregierung scheint sich dafür nicht zu interessieren“, sagt Johannes Becher, Sprecher für frühkindliche Bildung und Vize-Vorsitzender der Kinderkommission des Bayerischen Landtags. 

Wie die Antwort des CSU-Gesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen zeigt, hat die Staatsregierung keinerlei Erkenntnisse über Auswirkungen der Pandemie auf die kindliche Augengesundheit. „Es gibt keine aktuellen Zahlen und auch kaum Vergleichszahlen“, so Johannes Becher. „Erstens wird seit dem Schuljahr 2015/16 Kurzsichtigkeit nicht mehr in der Schuleingangsuntersuchung erfasst und zweitens ist dem Gesundheitsministerium offenbar nicht einmal die Studie „Hong Kong Children Eye Study“ bekannt, so Johannes Becher. Diese verfolgt seit mehreren Jahren die Entwicklung von Myopie unter Grundschüler*innen in Hongkong. Seit Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Fälle auffällig gestiegen.

Doch auch hierzulande steigt seit Jahren das Risiko für eine Kurzsichtigkeit schon im Kindesalter. Als Grund wird etwa vermehrtes Spielen mit Smartphones, Tablets oder Computern gesehen. Denn eine längere Fokussierung auf kurze Distanzen kann Auswirkungen auf das Wachstumsverhalten des Augapfels haben, was zu Fehlsichtigkeit führen kann. „Die Alarmzeichen sind mehr als deutlich, besonders mit Blick auf den steigenden Medienkonsum unserer Gesellschaft. Aber die Söder-Regierung schaut tatenlos zu“, erklärt die gesundheitspolitische Sprecherin Christina Haubrich.

Die Landtags-Grünen fordern konkrete Forschungsmaßnahmen im Freistaat zu Myopie bei Kindern und Jugendlichen sowie gezielte Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen in Schulen und Familien. „Regelmäßige Pausen von Naharbeit sowie das Ziel, mindestens 120 Minuten am Tag draußen zu verbringen, sollten auch von Schulen und Kitas berücksichtigt werden“, so Christina Haubrich. „Damit sich die Augen unserer Kinder nicht immer weiter verschlechtern.“

Hintergrund:
Die genauen Ursachen für das immer häufigere Auftreten von Myopie bei Schülern sind noch nicht abschließend geklärt. Man geht jedoch allgemein davon aus, dass es an der Abnahme der im Freien verbrachten Zeit und am Einfluss von zunehmender Naharbeit liegt, dazu zählen etwa das Lesen von Büchern, Computerarbeit oder digitaler Medienkonsum. Kurzsichtigkeit entwickelt sich häufig im Grundschulalter, wenn Kinder die Augen für längere Zeit auf kurze Distanzen fokussieren müssen. Dies hat Auswirkungen auf das Wachstumsverhalten des Augapfels, sodass die Linse die verlängerte Brennweite nach einiger Zeit nicht mehr ausgleichen kann und eine Brille benötigt wird.