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Sprachtests in Kitas
Statement von Julia Post vom 23.7.2024
23. Juli 2024
Statement der Grünen-Kita-Expertin und Landtagsabgeordneten Julia Post zur Kabinett-PK vom 23.7.2024 zum Thema Kita:
„Weder mit dem derzeitigen Angebot an Sprach-Kitas noch mit Deutsch-Vorkursen ist die nötige Förderung möglich. Kinder aus ihrem sozialen Umfeld zu reißen, damit sie an einer Kita zwischen lauter Unbekannten Deutsch lernen, ist nicht der richtige Weg. Spracherwerb gerade bei kleinen Kindern funktioniert über Bindung und Vertrauen. Und den Eltern dann noch weite Fahrtwege aufzubrummen, das kann doch nicht Sinn der Sache sein!“
Die Grünen-Abgeordnete sieht in dem Beschluss der Staatsregierung mehr Schaden als Nutzen für Kinder und Eltern und fordert mehr Investitionen in die Zukunft unserer Kinder anstatt der Einführung einer Art Kindergartenabiturs. „Statt endlich eine ehrliche Sprachförderung in allen Kitas zu finanzieren, führt die CSU-FW-Regierung lieber eine Art Kita-Abitur ein.“
Hintergrund: Das Kabinett hat heute beschlossen, dass es künftig flächendeckend verpflichtende Sprachtests geben soll. Kinder, die nicht gut genug Deutsch können, müssen eine Kita mit Vorkurs Deutsch besuchen. Oder, wenn sie eigentlich schon in die Schule kommen würden, eine Ehrenrunde in einer Kita mit Vorkurs Deutsch drehen.
Die Sprachförderangebote an den Kitas sollen aber nicht ausgebaut werden, was die Landtags-Grünen scharf kritisieren. Zur Information: Das Angebot an Deutsch-Vorkursen ging laut einer Anfrage an die Staatsregierung vom in den vergangenen Jahren deutlich zurück. 2020/21 wurden insgesamt 9.191 Wochenstunden angeboten, im darauffolgenden Jahr ging die Zahl zurück auf 8.737 Wochenstunden und 2022/23 wurden für Bayerns Kindergartenkinder nur noch 7.771 Wochenstunden angeboten. Binnen zwei Jahren gingen Deutsch-Vorkurse also um mehr als 15 Prozent zurück.
Julia Post: „Die Söder-Regierung muss endlich den Bildungsauftrag der Kitas ernst nehmen und entsprechende Ressourcen für die Sprachförderung zur Verfügung stellen. Denn Sprachkompetenz kommt nicht von Sprachtests, sondern von Spracherwerb. Dafür braucht es die entsprechende Förderung!”
Hintergrundinfos:
Sprache schafft Chancen. Und diese Chancen sollen alle Kinder gleichermaßen haben. Daher braucht es die Sprachförderung schon von Anfang an. Denn Kinder, die unsere Sprache nicht verstehen und nicht sprechen können, tun sich in der Schule schwer und das nicht nur beim Lesen und Schreiben. Sie sind ausgeschlossen und seit Jahren nimmt die CSU-FW-Regierung dies einfach in Kauf.
Insgesamt sieht die Situation bei der Sprachförderung in den Kitas verheerend aus, obgleich der Bedarf offensichtlich ist und seit Jahren sowohl von den Erzieherinnen und Erziehern als auch den Lehrkräften angemahnt wird. Von den rund 8000 bayerischen Kitas, die Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreuen, liegt in 1600 Kitas der Migrationsanteil der betreuten Kinder bei über 40 Prozent. Nur 142 dieser Kitas sind Sprach-Kitas (Auskunft Natalie Niedermaier, Sozialministerium, Sprach-Kita Fachgespräch im Sozialausschuss im Januar 2024). Insgesamt haben wir in Bayern nur 464 Sprach-Kitas und 30 Fachberaterinnen und -berater sowie 506 Sprachfachkräfte.