Kita-Fachkräfte gewinnen statt Beitragszuschüsse verteilen
Der Sozialausschuss befasste sich in dieser Woche mit der großen Herausforderung der frühkindlichen Bildung: dem Personalnotstand.
17. Oktober 2019
Auf Initiative der Landtags-Grünen befasste sich der Sozialausschuss in dieser Woche mit der großen Herausforderung der frühkindlichen Bildung: dem Personalnotstand. Bereits heute fehlen rund 7200 Fachkräfte, bis 2023 wird sich die Zahl auf rund 30.000 erhöhen. Die Folgen? Familien und Alleinerziehende warten wochen- bis monatelang auf einen Platz für ihre Kinder und unsere Erzieher*innen und Kita-Leitungen stopfen notgedrungen vielerorts nur die Löcher, anstatt sich der pädagogischen Weiterentwicklung und den steigenden Anforderungen widmen zu können. Und die haben es in sich – von Interkulturalität, Inklusion, flexibleren Öffnungszeiten bis hin zur Wandlung der Einrichtungen hin zu Familienzentren. Kurzum: Ohne ausreichende, qualifizierte Fachkräfte sind diese Aufgaben nicht zu stemmen und die Qualität der frühkindlichen Bildung für unsere Kinder leidet.
Johannes Becher: „Die gute Nachricht ist: erfolgreiche Lösungskonzepte sind erprobt und liegen bereits auf dem Tisch! Wir müssen das Modellprojekt „OptiPrax“, das eine praxisintegrierte und vergütete Ausbildung vorsieht, zur Regelvariante ausbauen. Wir müssen den Mindestanstellungsschlüssel für Kitas erhöhen, damit Erzieher*innen kleinere Gruppen betreuen und entlastet werden.“ Wenn die Ausbildung und die Rahmenbedingungen im Beruf attraktiver sind, lassen sich auch mehr Menschen für dieses wichtige Berufsfeld gewinnen. „Und noch eine gute Nachricht“, so Johannes Becher: „all diese Maßnahmen sind finanziell abbildbar – wenn die Staatsregierung von ihrer kopflosen Zuschuss- zu einer echten Lösungspolitik umschwenken würde.“ Allein mit einer sozialen Staffelung der Kindergartenzuschüsse ließen sich jährlich rund 100 Mio. Euro einsparen. Und dank dem Gute-KiTa-Gesetz stehen dem Freistaat rund 860 Mio. Euro Bundesmittel zur Verfügung, die bislang zu 60 Prozent für den Beitragszuschuss verplant sind. Auch mit diesem Geld ließe sich viel bewegen.
Diese Chance hat die Staatsregierung verpasst: im heutigen Sozialausschuss wurden die grünen Anträge „Gute-KiTa-Vertrag nachbessern: Mittel für die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften investieren“ und „Kindergartenbeiträge sozial gerecht staffeln!“ abgelehnt. Das sind erst einmal schlechte Nachrichten für unsere Kitas. Wir Grüne setzen uns aber weiterhin dafür ein, dass Qualität in der frühkindlichen Bildung an erster Stelle steht!