Die Bonbonspezialisten aus Mittelfranken

Barbara Fuchs zu Besuch SOLDAN Holding + Bonbonspezialitäten GmbH

29. August 2022

  • Unternehmen:  SOLDAN Holding + Bonbonspezialitäten GmbH
  • Branche: Lebensmittelindustrie
  • Standort: Adelsdorf, Landkreis Erlangen-Höchstadt, Mittelfranken
  • Themen: Kennzeichnungspflichten, Nutri-Score, Nachhaltige Verpackungen

Unternehmensportrait: Das Familienunternehmen ist vor allem berühmt für das Hustenbonbon Em-eukal. Das Unternehmen mit Sitz in Adelsdorf besteht seit über 120 Jahren und hat etwa 230 Beschäftigte. Es gehört zu den führenden Marken in seinem Bereich.


 

Im Rahmen ihrer Besuche bei Unternehmen hat Barbara Fuchs auch den Hersteller von Em-eukal bei sich in der Region besucht. Auch wenn es einem nicht sofort einfallen würde, auch bei Hustenbonbons und ähnlichen Produkten sind Konkurrenz und Preisdruck massiv. Über ein Drittel der Verkäufe findet in Apotheken statt, wodurch diese einen zentralen Baustein im Vertrieb darstellen. Eine zentrale Frage sind die richtige Kennzeichnung und die Maßgaben für Lebensmittel. Hustenbonbons gehören zu Süßwaren, haben allerdings wegen ihrer lindernden Wirkung bei Husten und Halsschmerzen quasi medizinische Anwendungen. Insofern ergibt sich ein Spannungsverhältnis zwischen reinem Nutzen der Nährwerte und dem Nutzen der ätherischen Öle und ähnlichen Stoffen. Die EU verbietet eine Bezeichnung, die einen Zusammenhang zwischen einem Lebensmittel und der Gesundheit impliziert oder suggeriert, es sei denn, es wurde ausdrücklich zugelassen. Hustenbonbons wurden eine Ausnahmeregelung erteilt, sofern sie entsprechende Inhaltsstoffe enthalten.

Ein weiterer Diskussionspunkt war der Nutri-Score. Dieser bereitet mehrere Probleme. Aufgrund ihres hohen Zuckeranteils fallen klassische Hustenbonbons meist in die zweitschlechteste Kategorie. Außerdem bemisst der Nutri-Score die Lebensmittel anhand der Inhaltsstoffe pro 100 Gramm. Da Hustenbonbons jedoch nur in kleinen Mengen verzehrt werden – die gesamte Standardpackung enthält nur 75g – ist eine solche Angabe eher irreführend. Das Unternehmen würde sich daher wünschen, dass vor allem die Portionsgröße (=4 Bonbons) zum Maßstab wird. Außerdem wäre es für alle Unternehmen eine Erleichterung, wenn ein solches System in der EU vereinheitlicht würde, da sonst je nach Land unterschiedliche Kennzeichnungen und damit Verpackungen verwendet werden müssen.

Das Thema Verpackungen ist für Nachhaltigkeitsaspekte wichtig. Daher wurde bei Soldan auch ein Versuch mit einer Verpackung mit höherem Papieranteil durchgeführt. Im Lebensmittelbereich ist jedoch die Barrierefunktion wichtig, also der Abweisbarkeit von Schmutz, Wasser und anderen Stoffen. Daher können nicht alle Verpackungen ohne Kunststoff auskommen. Grundsätzlich gibt es auch das Problem, dass auf den Verpackungen so viele Angaben gemacht werden müssen, dass eine generelle Reduktion des Verpackungsmaterials nicht leicht ist. Eine Möglichkeit wäre hier, über QR-Codes Kennzeichnungen und Angaben zugänglich zu machen, ohne dass sie auf der Verpackung stehen müssen, was allerdings nicht sehr verbraucherfreundlich ist. Hier ist es wichtig, dass Politik mit Verbänden und Unternehmen gemeinsam Lösungen entwickelt.

Ein sehr heikles Thema ist das Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel gegenüber Kindern. „Für uns ist klar, dass Kinder nicht durch Werbung zum Konsum von Lebensmitteln mit enormen Mengen von Zucker und Fetten angeregt werden sollen“, so der Geschäftsführer. Jedoch gibt es bei vielen Marken – wie bei Soldan – auch zuckerfreie Produkte. Daher wurde darum gebeten, dass für diese Produkte das Werbeverbot nicht in Kraft tritt. „Wir sind sicher, dass es auch hier eine Lösung geben kann, die sowohl unsere Kinder schützt als auch die Unternehmen nicht gefährdet“, so Perry Soldan.