Einfach besser leben: Pioniere bei Bio aus der Region
Barbara Fuchs zu Besuch bei ebl-naturkost GmbH & Co
20. April 2022
- Unternehmen: ebl-naturkost GmbH & Co. KG
- Branche: Lebensmittelhandel
- Standort: Fürth, Mittelfranken
- Themen: Regionalität, Bio-Zertifizierung, Konkurrenzdruck
Unternehmensportrait: Das Unternehmen wurde 1994 gegründet und ist eines der Pioniere im Bio-Lebensmitteleinzelhandel. Inzwischen werden in 31 Filialen in Franken 650 Mitarbeiter*innen und 50 Auszubildende beschäftigt.
Die regionale Bio-Handelskette mit ihrem Gründer Gerhard Bickel und seiner Frau Maria Nusser ist eine der ältesten reinen Bio-Märkte überhaupt. Teil der Gründung war auch der Aufbau einer Bio-Metzgerei, welche bis heute die ebl-Märkte mit regionalen Fleisch- und Wurstwaren beliefert. Der Name „ebl“ steht dabei für „einfach besser leben“, das Motto des Unternehmens, das sich ein klares Wertesystem gegeben hat und sich diesem verpflichtet. Im Zentrum stehen dabei Regionalität, die Unterstützung der biodynamischen Landwirtschaft, hohe Tierwohlstandards und faire Preise für die Erzeuger. ebl fördert die Bio-Erzeuger aber nicht nur in Franken, sondern auch bei den Zulieferern. Faire Preise für Mango-Bauern in der Elfenbeinküste sind dabei genauso wichtig wie die Unterstützung der regionalen Weiterverarbeitung von Kakaobohnen in Ghana, um vor Ort Arbeitsplätze mit angemessener Entlohnung und regionale Wertschöpfung zu schaffen. Der starke Anstieg an Bio-Produkten im konventionellen Handel hat, trotz aller Vorteile, dazu geführt, dass auch in der Bio-Branche der Preisunterbietungskampf heftiger geworden ist. Die regionale Vermarktung ist jedoch eine gute Möglichkeit, diesem Trend entgegenzuwirken. Dafür ist aber wichtig, dass kleinere regionale Strukturen unterstützt werden, da sie sonst von den großen verdrängt werden. Daher braucht es zum Beispiel eine Förderung von kleinen Schlachthöfen, die regional und mit hoher Qualität produzieren. Und auch im Bio-Lebensmittelhandel gibt es leider immer mehr Personalmangel, trotz vieler zusätzlicher Angebote und flexibler Arbeitszeitmodelle.
Auch über Lebensmittelverschwendung und Verpackungsmüll wurde gesprochen. Ebl selbst arbeitet mit reduzierten Preisen als auch mit der Tafel und Foodsharing, um möglichst wenige Waren verderben zu lassen. Vor etwa fünf Jahren wurde in einigen Märkten Unverpackt-Stationen eingeführt. In allen ebl-Märkten wird an der Reduzierung von Verpackungen gearbeitet und zum Beispiel verstärkt auf Produkte mit Mehrwegsystem gesetzt oder Papiertüten statt Plastik verwendet. Ebl benötigt in der Zentrale und an den Standorten ausschließlich Strom für die Kühlung und Beleuchtung, zum Heizen wird die Abwärme des Logistik-Kühlsystems verwendet. Etwa ein Viertel des Strombedarfs wird über eine eigene Photovoltaikanlagen gedeckt, der Rest wird hinzugekauft. Dabei ist es allerdings nach wie vor ein großes Problem, dass Ökostrom aus erneuerbaren Quellen genauso teuer ist wie Kohlestrom. Hier wird es Zeit, die realen Umweltkosten auch in den Preisen widerzuspiegeln, um Ökostrom attraktiver zu machen. Gerne würde das Unternehmen seine Mitarbeiter*innen, die in der schwierigen Zeit der letzten Jahre viel geleistet haben, entsprechend belohnen können. Daher wünschen sie sich, die Möglichkeit, bei vergleichbaren Situationen einmal im Jahr spezielle steuerfreie Sonderzahlungen zahlen zu können, so wie das bei der Corona-Prämie möglich war. Solche Würdigungen von Seiten des Arbeitgebers sollten unterstützt werden und wir werden das Anliegen gerne mitnehmen.