Umwelt, Natur und Klima

Schutz von Eichelhähern

Die Landtags-Grünen fordern den Schutz von Eichelhähern in ganz Bayern, weil die Vögel dringend für den notwendigen „Waldumbau“ in Bayern gebraucht werden. Dazu soll der Abschuss des Eichelhähers ganzjährig verboten werden.

15. Mai 2024

Hintergrund: Eichelhäher transportieren Tausende von Eicheln kilometerweit und sorgen so für eine natürliche Aussaat und Verjüngung der Wälder – eine Grundvoraussetzung, damit unser Wald die drastischen Folgen der Klimakrise überlebt und als eine unserer wichtigsten Lebengrundlagen erhalten bleibt.

Die Vögel speichern nämlich das ganze Jahr über Nahrungsvorräte in mehreren Tausend Verstecken: Bis zu 5000 Eicheln, Nüsse und Bucheckern vergraben sie an Standorten über Distanzen bis zu fünf Kilometer – und finden nur etwa die Hälfte wieder. Die andere Hälfte hat die Chance, zu kräftigen Bäumen heranzuwachsen – damit sorgt der Eichelhäher für eine natürliche Aussaat von Eicheln, von denen das Ökosystem Wald enorm profitiert. Und das Ganze zudem kostenlos! Das macht den Eichelhäher auch finanziell wertvoll: Bei einem Pflanzpreis von zwei Euro pro Eiche stellt jeder Eichelhäher einen Gegenwert von mindestens 1000 Euro und mehr pro Jahr dar.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Durch die Jagd auf den Eichelhäher entgeht dem Wald in Bayern die Aussaat von etwa 30 bis 50 Millionen Bäumen pro Jahr. Der Schaden für den Freistaat wiederum könnte sich jährlich schnell auf rund 11 Mio. Euro summieren.

Am Mittwoch, 14. Mai 2024, wurde der Grünen-Antrag zum Schutz von Eichelhähern im Plenum zur Einzelberatung hochgezogen. Die Regierungsfraktionen von CSU und FW lehnten diesen jedoch ab mit der Begründung, die Eichelhäher-Population sei trotz Abschuss stabil.

Dabei ist Bayern das einzige Bundesland in Deutschland, in dem Eichelhäher überhaupt noch geschossen werden dürfen. Begründet wird der Abschuss damit, dass der Eichelhäher die Nester waldbewohnender Singvögel plündert. Allerdings: Der Singvogel-Bestand ist durch Eichelhäher nicht gefährdet, das bestätigt auch die Staatsregierung in einer früheren Antwort auf eine Grünen-Anfrage. Zudem plündern auch etwa Eichhörnchen Singvogelnester, ohne dass sie deshalb abgeschossen würden.

Der bayerischen Streckenliste zufolge sind 2022/23 in Bayern 11.664 Eichelhäher getötet worden, davon 11.550 in Privatjagdrevieren. (Zum Vergleich: Einer Schätzung der Roten Liste der gefährdeten Vögel in Bayern aus dem Jahr 2016 zufolge hat Bayern einen Bestand von etwa 105.000 bis 290.000 Tiere.)

Christian Hierneis, Abgeordneter und Jagdexperte der Grünen-Landtagsfraktion, sagt dazu: „Die Eichelhäher sind nicht nur Vögel des Waldes, sondern auch Architekten seiner Zukunft: Mit jeder Eichel, die sie im Waldboden vergraben, säen sie die nötigen Grundlagen für einen Wald, der sich stetig selbst erneuert und anpassungsfähig bleibt. Wir Grüne wollen deshalb eine ganzjährige Schonzeit für den Eichelhäher!“

„Bayern ist das einzige Bundesland, in dem die Vögel noch geschossen werden dürfen. Das hat Folgen: Durch die Jagd entgeht dem Wald in Bayern die Aussaat von etwa 30 bis 50 Millionen Bäumen – pro Jahr! In Euro umgerechnet sind das weit mehr als zehn Millionen Euro jährlich, die dem Freistaat dadurch an Schaden entstehen.“

„Die Söder-Regierung reagiert beim Thema Wald zu spät und viel zu zögerlich. Denn der Klimawandel rasiert unsere Wälder! Längst herrscht Alarmstufe Rot. Wir müssen jetzt alle Möglichkeiten nutzen, um den dringend nötigen Umbau zu klimastabilen Wäldern zu beschleunigen. Der Eichelhäher ist hier ein relevantes Rädchen im Getriebe!“

Hintergrundinfo – warum der Waldumbau so wichtig ist

Der Wald sichert einen großen Teil unserer wichtigsten Lebensgrundlagen: Er liefert die Luft, die wir atmen, er speichert Kohlenstoff und reguliert das Klima, schützt vor Sonne und zu viel Hitze, filtert unser Wasser im Boden, schützt vor Hochwasser und Erosion, ist der Lebensraum vieler wertvoller Pflanzen und Tierarten, Rohstofflieferant und vieles mehr.

Aber: Die Bayerische Staatsregierung hat beim Thema Wald viel zu spät und zu zögerlich reagiert. Hier herrscht bereits Alarmstufe rot. Denn: Der Klimawandel rasiert unsere Wälder! Hitze und Trockenheit setzen bereits jetzt vielen heimischen Bäumen zu. Stehen die Bäume unter Stress, haben auch Schädlinge leichtes Spiel. Und das Problem wird sich weiter verschärfen. Deshalb muss der Umbau unseres Waldes hin zu einem klimatoleranten Wald – mit Bäumen und Gehölzen, die mit den Klimaveränderungen besser zurechtkommen – deutlich beschleunigt werden. Die Eichelhäher leisten hierzu einen wertvollen Beitrag.

Zum Thema Eiche und Klimawandel: Eichen kommen laut der Bayerischen Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (LWF) mit trocknen und extremeren Standortsituationen deutlich besser zurecht als ihre ansonsten überstarke Konkurrentin, die Buche. In der auf uns zukommenden Klimaerwärmung mit mehr Trockenheit, aber auch mehr extremen Witterungsereignissen, gewinnen die Eichen an Konkurrenzkraft, aber auch waldbaulich an Bedeutung.