Verbraucherschutz | Tierschutz
Schulessen der Zukunft: Bio, regional und pädagogisch wertvoll
03. Februar 2025
Antrag im Plenum am Dienstag, dem 05. Februar
Das Thema „Essen in Schulen“ wird am Dienstag, dem 04. Februar in Form eines Grünen-Antrags (Hochzieher) im Plenum beraten. Den dazugehörigen Antrag „Schulessen der Zukunft: Bio, regional und pädagogisch wertvoll“ finden Sie hier: Drucksache 19/3953
Darum geht’s:
Die Landtags-Grünen fordern verbindliche Qualitätsstandards und Rahmenbedingungen für das Schulessen in Bayern. Bis heute gibt es keine gleichwertigen Bedingungen dafür an den Schulen, die Qualität ist sehr unterschiedlich.
Mit Blick auf den kommenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbildung und -betreuung ab 2026 für Grundschulkinder halten die Grünen entsprechende Regelungen für notwendig, da immer mehr Kinder einen großen Teil ihrer Zeit in schulischen Einrichtungen verbringen. Die Staatsregierung jedoch lässt Kommunen und Zweckverbände mit dieser Aufgabe bislang völlig allein. Einheitliche Standards, pädagogische Konzepte und vertiefte Qualifizierungsangebote würden den Verantwortlichen vor Ort enorm viel abnehmen.
Die Grünen-Forderungen werden am Dienstag, dem 04. Februar (in Form eines sogenannten Hochziehers) zur Einzelberatung und Abstimmung ins Plenum eingebracht. (Hintergrund: Der Antrag stand zunächst als sogenannter Zweiter Dringlichkeitsantrag auf der Tagesordnung des Plenums vom 13.11.24 und wurde von dort in den Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus verwiesen, er wurde anschließend in der Ausschuss-Sitzung vom 27.11.24 beraten und ist nun am 04.02.2025 zur Beratung im Plenum.)
Wo die Probleme liegen:
Die Noten für die Schulverpflegung fielen in allen vergangenen Studien schlecht aus. Zu oft ist das Essen zu fett, zu süß oder zu salzig. Zu selten werden mittags Kartoffeln, Fisch, Salat, Obst und Gemüse angeboten. Eine zu geringe Auswahl und zu wenig Mitspracherecht beim Speiseplan führen häufig zu Unzufriedenheit und geringer Akzeptanz bei den Schülerinnen und Schülern und damit zum Fernbleiben von der Mensa. Auch die Räumlichkeiten und das Essensangebot in den meisten Schulen sind nicht zeitgemäß und nicht auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestellt.
„Schule ist nicht nur Lernort, sondern auch ein Lebensort“, sagt Laura Weber, Sprecherin für Verbraucherschutz der Landtags-Grünen und zuständig für das Thema Ernährung. „Gutes Essen in der Schule trägt nicht nur dazu bei, dass Kinder fit durch den Schultag gehen, es prägt auch die Esskultur, die Wertschätzung für Lebensmittel und das Ernährungsverhalten. Deshalb muss eine qualitativ hochwertige Schulverpflegung auch selbstverständlich zur Schule und insbesondere zur Ganztagsschule gehören!“
Ideal wäre es, wenn das Mittagessen möglichst unter Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler zusammengestellt und zubereitet würde, in ansprechenden, nach einem pädagogischen Konzept gestalteten Räumlichkeiten.
Die Grünen fordern unter anderem:
- die Einführung eines „Bayerischen Qualitätsstandard plus” auf Basis der DGE-Qualitätsstandards (DGE = Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) und mit dem Ziel eines 100 Prozent Bio- und Regional-Anteils
- Verantwortungskonzepte für Frühstücks-, Pausen- und Mittagsverpflegung aus einer Hand
- Qualifizierungsmöglichkeiten für Personal, ein pädagogisches Konzept zur aktiven Ernährungsbildung und zur Lebensmittelabfallvermeidung im Sinne des Whole School Approach
Konzepte zum Einbau von Vollküchen und zur Gestaltung von Mensen, insbesondere bei Schulneubauten, um frisches, regionales und biologisches Essen zubereiten zu können und Räume zu schaffen, in denen sich Kinder wohlfühlen
Hintergrund:
Die DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Schulen zeigen auf, wie ein gesundheitsförderndes Verpflegungsangebot in der Schule aussehen sollte. Zu den Kriterien für nachhaltige Ernährung zählt, dass die Lebensmittel ökologisch erzeugt sind, gering verarbeitet, regional und saisonal, umweltverträglich verpackt und fair gehandelt. Mit verbindlichen Lebensmittelstandards für die Schulverpflegung wollen die Grünen für mehr Qualität sorgen und die Entwicklung regionaler und biologischer Verarbeitungs-, Vermarktungs- und Belieferungsstrukturen voranbringen.
Dass die Verpflegung an den Grundschulen mehr denn je einen staatlichen Qualitätsrahmen braucht und gesunde Ernährung als partizipatives pädagogisches Konzept fester Bestandteil der Ganztagsschule sein muss, zeigen auch Untersuchungen zum Essverhalten und ernährungsbedingten Krankheiten von Kindern und Jugendlichen. Wir haben es mit steigenden Zahlen bei gestörtem und auffälligem Essverhalten bei Kindern und Jugendlichen und anderen ernährungsmitbedingten Krankheiten zu tun. Die Daten der Studie für die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) des Robert Koch-Instituts zeigen, dass die Häufigkeit von Übergewicht seit 1985 um die Hälfte gestiegen ist, sich die Adipositasrate deutscher Minderjähriger verdoppelt hat und die Zahl der Jugendlichen mit Essstörungen inzwischen bis auf 21,9 Prozent angestiegen ist. Problematisch ist dabei besonders, dass eine im Grundschulalter erworbene Adipositas häufig bis ins junge Erwachsenenalter bestehen bleibt. Corona hat die Zunahme von Adipositas noch verschärft. Dabei sind besonders sozial benachteiligte Kinder betroffen. Darum ist es besonders wichtig, Kinder bereits im Kita- und Grundschulalter an eine gesunde Ernährungsweise heranzuführen.
Verbindliche Qualitätsstandards fordern nicht nur zahlreiche Expert*innen (z.B. https://www.verbraucherservice-bayern.de/themen/ernaehrung/vsb-fordert-verbindliche-qualitaetsstandards-fuer-schulmensen), sondern auch der Bürgerrat Ernährung der Bundesregierung (https://www.bundestag.de/buergerrat_ernaehrung). In vielen Bundesländern (Berlin, Hamburg, Thüringen, Bremen) sind die DGE-Qualitätsstandards für die Schulverpflegung bereits verbindlich.
Die Landtags-Grünen fordern zudem seit langem, Schülerinnen und Schüler das Mittagessen in den Schulen kostenlos anzubieten. Die Grünen fordern die Staatsregierung auf, das Schulessen endlich auch als Bildungsauftrag zu begreifen.