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Energiekongress 2023 der Grünen Landtagsfraktiontag“
22. April 2023
Der erste Energiekongress der Grünen Landtagsfraktion nach der Corona-Pandemie war von Aufbruchstimmung geprägt. Es war spürbar, wie die neue Politik der Bundesregierung im wahrsten Sinne des Wortes neue Energien mobilisierte. Die vielen Verbesserungen im Bereich von Wind- und Solarenergie, die eingeleitete Wärmewende, die deutlich besseren Möglichkeiten für die Bürgerenergie und auch der lang ersehnte Ausstieg aus der Atomkraft hat eine neue Dynamik entfaltet, die im Hinblick auf die Klimakrise auch dringend nötig ist.
Unser Energiekongress hat die wichtigsten Themen des Frühjahrs aufgegriffen, das haben wir an den Rückmeldungen der Teilnehmer*innen gemerkt. Hier dokumentieren wir nochmal die Präsentationen und fassen die einzelnen Veranstaltungen noch mal ganz kurz zusammen. Für alle die nochmal nachlesen wollen oder nicht dabei sein konnten.
Lisa Badum
Im ersten Referat des Vormittags stellte die grüne Bundestagsabgeordnete Lisa Badum die Bedeutung der Bürgerenergie in den Mittelpunkt. Gerade in Bayern war die viele Jahre lang der Treiber der Energiewende. So haben etwa ein Drittel alles Energiegesellschaften in Deutschland ihren Sitz in Bayern. Allerdings erlebte die Bürgerenergie in Bayern mit der Solarbremse im Jahre 2012 und dann mit der der 10H-Regelung in Bayern einen deutlichen Rückgang.
Doch mit der neuen Bundesregierung wurden viele Hürden auf die Seite geräumt und die Rahmenbedingungen deutlich verbessert. Beispielsweise gibt es jetzt eine neue und klare Definition, was Bürgerenergiegesellschaften juristisch genau sind. Damit kann viel Missbrauch verhindert werden. Die Grenzen für die Befreiung von der Ausschreibungspflicht für Energiegenossenschaften wurden deutlich erweitert. Etliche bürokratische Regeln wurden abgeschafft und die Vergütungssätze erhöht. Durch das Wind-an-Land-Gesetz wurde die 10H-Regel in Bayern quasi unter der Hand abgeschafft und mehr Flächen für Wind und Solaranlagen wurden ermöglicht. Juristisch ganz wichtig ist, dass nun gesetzlich festgelegt wurde, dass EE-Anlagen grundsätzlich im öffentlichen Interesse sind.
Im zweiten Teil erläuterte Lisa Badum dann noch, welche weiteren Projekte in Bereich Bürgerenergie bei der Bundesregierung in nächster Zeit auf der Tagesordnung stehen. Dazu gehören die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren, eine Reform des Mieterstrommodells, die Umsetzung des „Energy-sharings“ und auch die kommunale Wärmewende.
Hier geht es zur Präsentation von Lisa Badum
Michael Sterner
In seinem Vortrag stellte Michael Sterner, Professor an der OTH Regensburg, die Bedeutung von Energiespeichern für die Energiewende dar. Verschiedene Speicherarten haben, so wurde es im Vortrag klar, unterschiedliche Vor- und Nachteile, welche es nach Anwendungsart zu beachten gibt. So sind beispielsweise Batteriespeicher effizienter als Power-to-x, da grüner Strom direkt verwendet werden kann, und nicht in Gas oder eine andere Energieform umgewandelt werden muss. Bei jedem Umwandlungsschritt geht Energie verloren, was E-Fueles deutlich weniger effizient macht. Gleichzeitig besteht der große Vorteil in der Power-to-x-Speicherung in der langen Ausspeicherdauer. So kann Grüne Energie bis zu ein Jahr als synthetisches Gas gespeichert und verwendet werden. Zudem kann die bestehende (Fossile) Gas-Infrastruktur für diese Speicherart verwendet werden. Letztendlich stellte Sterne klar, dass es in Zukunft für verschiedene Anwendungen unterschiedliche Speicherarten geben muss.
Darüber hinaus richtete er noch einen Appell an die Teilnehmer*innen, junge Menschen für technische Berufe und Studiengänge zu motivieren. Es herrsche ein großer Fachkräftemangel in diesem Bereich, was gleichzeitig eines der größten Hindernisse der Energiewende und eines klimaneutralen Energiesystems der Zukunft darstellt.
Forum 1: Wärmepumpe – welche Rolle spielen sie bei der Wärmewende?
Um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen, müssen wir uns auch hier von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas verabschieden. Welche Rolle dabei Wärmepumpen spielen, war das Thema des ersten Forums – geleitet von MdL Elmar Hayn. Hier gab es spannende Inputs von Dina Köpke, Director Governmental Affairs von Emerson und Edgar Timm, Director für Forschung und Entwicklung von AIT. Die Referent*innen zeigten auf, dass Wärmepumpen technisch bereits sowohl im Neubau, als auch in Bestandsgebäuden, einsetzbar sind. Zudem veranschaulichten sie, warum die Wärmepumpe im Vergleich zu anderen Heizungsarten effizienter sind. So wird für die Erzeugung von 4 Kilowattstunden Wärme durch eine Wärmepumpe im Schnitt nur eine Kilowattstunde Strom benötigt. Damit diese effiziente Art der Wärmeversorgung in Zukunft eine größere Rolle spielt, muss jetzt angepackt werden und die richtigen politischen Rahmenbedingungen für klimafreundliches Heizen geschaffen werden. Ein Beispiel, dass von Teilnehmer*innen des Forums genannt wurde, ist die bessere Ausbildung der Installateur*innen und ein besseres Beratungsangebot beim Heizungstausch. Nur wenn hier alle gemeinsam anpacken ist die Wärmewende möglich.
Hier geht es zu den Präsentationen von Dina Köpke und Edgar Timm
Forum 2: Windkraft – Was jetzt in Bayern zu tun ist?
Nach jahrelanger Blockade herrscht endlich wieder Aufbruchstimmung. Was wir aber jetzt beobachten: Die faktische Abschaffung der 10H-Regelung legt den Blick frei auf zahlreiche kleine Stolpersteine, die konsequenterweise auch noch aus dem Weg geräumt werden müssen, um die Windkraft zu entfesseln. Annette Gärtner hat diese Hemmnisse als Praktikerin des EE-Unternehmens GP Joule zusammengefasst. Eine besondere Rolle kommt auf die Regionalen Planungsverbände zu, die für die Ausweisung geeigneter Flächen zuständig sind. Dr. Rainer Fugmann, Regierungsbeauftragter für Westmittelfranken, hat eindrücklich dargelegt, wie ein Planungsverband schnell, effizient und konsensorientiert die bundesweiten Flächenziele erreichen kann.
Hier geht es zu den Präsentationen von Annette Gärtner und Dr. Rainer Fugmann
Forum 3: Bürgerenergie - Wie treiben wir die Energiewende von unten an?
Im Forum Bürgerenergie ging es um Energiegenossenschaften als eine wichtige Form der Bürger*innen-Energie und um das Thema Energy Sharing. Daniel Caspari vom Genossenschaftsverband Bayern ging in seinem Vortrag unter anderem auf die Vorzüge echter Bürger*innenbeteiligung ein und stellte den Prozess zur Gründung einer Genossenschaft vor. Katharina Habersbrunner vom Bündnis Bürgerenergie e.V. wies in ihrer Präsentation auf die großen Potenziale von Energy Sharing hin und stellte einen konkreten Vorschlag zur Ausgestaltung in Deutschland vor. Moderiert wurde der Workshop von Barbara Fuchs, MdL und wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion.
Hier geht es zur der Präsentation von Katharina Habersbrunner
Forum 4: Verteilnetze – Wie kommt der Erneuerbare Strom ins Netz?
Die Energiewende könnte am zögerlichen Ausbau des Verteilnetzes scheitern. Prof. Oliver Brückl, von der OTH Regensburg, stellte die Haupthemmnisse dar und bot verschiedene Lösungsmöglichkeiten an, wie diese überwunden werden könnte. Seine Botschaft war eindeutig: es muss an verschiedenen Stellen Veränderung geben. Vorrangig beim Regulierungsrahmen (Anreizregulierungsverordnung), bei den Genehmigungsverfahren und -behörden, bei der praktischen Netzintegration durch die Verteilnetzbetreiber und nicht zuletzt bei der Schaffung von Personalkapazitäten (Fachkräftemangel). Günther Heidingsfelder, ein Projektierer, der fast täglich mit diesen Problemen konfrontiert ist, bestätigte einerseits die aufgezeigten Mängel, andererseits ermutigte er aber auch durch praktische Beispiele. Durch Kreativität und Kommunikation mit allen Akteuren könnten oft auch schneller Lösungen erreicht werden. Insgesamt war es – nach Ansicht vieler Teilnehmer*innen - eine sehr lehrreiche Veranstaltung.