Umwelt | Natur
Bayern will einen weiteren Nationalpark
Überwältigende Zustimmung der Bürger*innen in den Regionen Steigerwald und
Ammergebirge für einen Nationalpark vor der Haustür
18. Januar 2021
Eine repräsentative Umfrage (Anhang) hat beeindruckende hohe Zustimmungsraten pro Nationalpark unter den Bürgerinnen und Bürgern im Ammergebirge und im Steigerwald ergeben. Eine große Mehrheit will einen Nationalpark vor der eigenen Haustür: im Ammergebirge 81 Prozent der Befragten, im Steigerwald 75 Prozent der Umfrage‐Teilnehmer. Das zentrale Argument der Staatsregierung gegen die Ausweisung eines neuen Nationalparks in Bayern („die lokale Bevölkerung will es nicht“) wird damit eindrucksvoll widerlegt.
Die von der Grünen Landtagsfraktion in Kooperation mit dem Förderverein Nationalpark Ammergebirge e.V. und dem Verein Nationalpark Steigerwald e. V. beauftragte Studie hat sich explizit an die gewandt, die in potenziellen Nationalpark‐Gebieten in Bayern leben: Sowohl im Ammergebirge als auch im Steigerwald wurden ausschließlich die Bürger*innen und Bürger der Anrainer‐Landkreise befragt:
- Ammergebirge: Landkreise Ostallgäu, Garmisch‐Partenkirchen, Weilheim‐Schongau
- Steigerwald: Bamberg Stadt/Landkreis; Schweinfurt Stadt/Landkreis; Landkreis Haßberge
Und immer mehr sind der Meinung: Für den Schutz und das Erlebnis von seltenen Tieren in wilder Natur sind Nationalparks unersetzlich. Quer durch alle Altersgruppen und alle Orte bzw. Landkreise sehen die Bürgerinnen und Bürger die Vorteile eines Schutzgebiets mit überregionaler Bedeutung. Auch generell ist der Wunsch nach weiteren Nationalparks in Bayern sehr ausgeprägt:
- 84% in der Untersuchungsregion Ammergebirge befürworten weitere Nationalparks in Bayern.
- 74% in der Untersuchungsregion Steigerwald befürworten weitere Nationalparks in Bayern.
Drei oder mehr Nationalparks – Bayern hat genug geeignete Naturräume
Der Nationalpark Bayerischer Wald feierte letztes Jahr sein 50jähriges Jubiläum, der Nationalpark Berchtesgaden wurde vor über 40 Jahren (1978) eingerichtet. Seit 1978 sind deutschlandweit 14 weitere Gebiete mit nationalem Naturerbe entstanden. Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, betont mit Blick auf die bestehenden bayerischen Nationalparks: „Knüpfen wir endlich an diese beiden Erfolgsgeschichten an. Es wird langsam Zeit, dass Bayern als mit Abstand größtes Flächenland Deutschlands seiner Verantwortung für Natur‐ und Umweltschutz gerecht wird und einen weiteren Brutkasten für mehr Artenvielfalt schafft.“
Es gibt naturbelassene Wälder, in denen es laut Studien im Sommer 15 Grad kälter als in Innenstädten ist. Die Bäume verdunsten gemeinsam Wasser und kühlen so ihre Umgebung ab. Möglichst intakte, natürliche Wälder können also ein wesentlicher Faktor sein, um die Erdüberhitzung etwas abzupuffern. Das unterstreicht auch Ludwig Hartmann: „Die Natur als das ursprünglichste ‚lernende System der Welt‘ kann sich auf die Klimaveränderungen einstellen, wenn wir sie nur lassen.“
Steigerwald: Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger steigt stark an
Der Steigerwald ist berühmt für seine alten Buchenwälder. Für diese Laubwälder trägt Deutschland weltweit eine besondere Verantwortung, da hier das Zentrum ihrer Verbreitung liegt. Der nördliche Steigerwald ist einer der wertvollsten deutschen Buchenwälder, von denen nur mehr 7 Prozent der ursprünglichen Fläche übriggeblieben sind. Das belegt, wie dringlich der Schutz dieser alten Laubwälder ist. Auch mit Blick auf die immer heißeren und trockeneren Sommer in Nordbayern fordert Florian Tully, Zweiter Vorsitzender des Vereins Nationalpark Steigerwald e. V.: „Geben wir der Natur diese Flächen im Steigerwald zurück, unsere alten Wälder sind hervorragende Wasserspeicher und natürliche Klimaanlagen“.
Fänden Sie es gut oder schlecht, wenn in Franken ein Nationalpark Steigerwald im Staatswald
eingerichtet wird? Seit 2014 steigt die Zustimmung der Bevölkerung zur Einrichtung eines Nationalparks im Steigerwald kontinuierlich an. Während 2014 61 Prozent die Einrichtung eines Nationalparks befürworteten, sind es 2020 75 Prozent. In Teilen der lokalen Bevölkerung hat diesbezüglich ein Umdenken stattgefunden: Die gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Rendite eines überregionalen Naturerbes dominiert inzwischen („Aufwertung für den Steigerwald und ganz Franken“, „mehr Tourismus und Arbeitsplätze“ etc.). Negative Einstellungen und Vorurteile („bedeutet umfangreiche Betretungsverbote etc.“) haben sich dagegen weitgehend verflüchtigt. Ein Nationalpark im Steigerwald würde insbesondere einen urtümlichen Steigerwald erfolgte analog zur Vorstudie von TNS Emnid in 2016. Befragt wurden demnach Einwohner der Städte Bamberg und Schweinfurt. In den Landkreisen Bamberg, Schweinfurt und Haßberge wurden analog zur Vorstudie Kommunen in die Umfrage einbezogen, die bis zu 5 km vom potenziellen Nationalparkgebiet entfernt liegen.
Buchenwald unter Schutz stellen, wie er in Europa nahezu kaum mehr vorzufinden ist. Das unterstreichen unter anderem diverse Parteitagsbeschlüsse von Bündnis 90/Die Grünen Bayern, die schon seit 2015 den Steigerwald als dritten Nationalpark fordern. Alle großen Naturschutzverbände sprechen sich ebenfalls nachdrücklich für den Steigerwald als nächsten Nationalpark aus.
Ammergebirge: Über 80 Prozent pro „Nationalpark Ammergebirge“
Die bayerischen Alpen zählen neben dem Wattenmeer zu den letzten Naturlandschaften Deutschlands. Mit dem Ammergebirge könnte ein weiterer wichtiger Teil dieser Naturlandschaft als Nationalpark unter Schutz gestellt und damit vor allem das größte geschlossene Bergmischwald‐Vorkommen Deutschlands bewahrt werden. Auch die Vogelwelt des Ammergebirges ist herausragend und besitzt deutlich mehr europaweit gefährdete Brutvogelarten als beispielsweise der Nationalpark Berchtesgaden.
Hubert Endhardt, Vorsitzender des Förderverein Nationalpark Ammergebirge e. V., hebt – neben dem kulturellen Reichtum der Region – den natürlichen Charakter des Gebiets zwischen dem legendären Schloss Neuschwanstein und der Zugspitze hervor: „Der Blick von den Gipfeln des Ammergebirges erinnert an König Ludwigs II. Traumwelt: soweit das Auge reicht sind keine Straßen, Gebäude und andere menschliche Eingriffe erkennbar – nur markige Berge, dichte Bergmischwälder und klare Gewässer.“
Wie stehen Sie zur Einrichtung eines dritten Nationalparks ausschließlich auf Staatsflächen im Ammergebirge zwischen Füssen und Garmisch‐Partenkirchen? 81% der Befragten befürworten einen Nationalpark im Ammergebirge, dessen mögliches Potenzialgebiet sich auf 250 km² in West‐Ost‐Ausdehnung zwischen Füssen und Garmisch‐Partenkirchen erstreckt.